Mein antisemitischer Onkel Charlie

Der Schauspieler Charlie Sheen („Hot Shots“, „Mein cooler Onkel Charlie“) macht nicht nur durch sein Privatleben auf sich aufmerksam. Zur Zeit weilt er mit seinen „Göttinen“ auf einer „privaten tropischen Insel“. Sheens Alkohol-Probleme sind schon längere Zeit Medienthema, vor allem in den voyeuristischen Fernseh-Magazinen, die über das Leben der „Reichen und Schönen“ berichten. Dort wurde ausführlich auf Sheens Privat-Leben eingegangen; Sheens Drogen-Konsum war den deutschen Medien immer eine Schlagzeile wert. Auch die gewalttätigen Übergriffe gegen seine Ex-Frau und gegen andere Menschen waren Thema der Berichterstattung. Doch die politischen Ansichten des Charlie Sheen spielten bei diesen Berichten keine oder kaum eine Rolle.

Sheen ist nicht nur der Hauptdarsteller der Fernsehserie „Mein cooler Onkel Charlie“ („Two and a Half Men“), sondern auch Nebendarsteller in den Sendungen das verschwörungsideologischen US-Nationalisten Alex Jones, der unter anderem behauptet, dass es keine Nationalsozialisten gäbe und die gesamte NPD eine Erfindung des britischen Geheimdienstes MI6 wäre. Der„Infokrieger“ Jones verdreht die historischen Tatsachen des 11. Septembers 2001 und propagiert diese Verschwörungstheorie mit seiner Internetseite, mit Internetfilmchen und mit seiner Radiosendung.

Seinem Kampf gegen die Wahrheit hat sich auch Charlie Sheen verschrieben, der damit deutlich macht, das er in Wirklichkeit ein echt uncooler Onkel wäre. Charlie Sheen meldet sich seit Jahren im Rahmen der Sendungen des Alex Jones zu Wort. Dort unterstützt er dessen wahnwitzigen Theorien, indem er ihm beispielsweise ein falsches Interview zur Verfügung stellte, das Sheen mit dem amerikanischen Präsidenten geführt haben wollte. Allerdings hatte es in der Realität nie stattgefunden.

Umso echter ist allerdings das aktuelle Interview, das Alex Jones am 24.02.2011 mit Charlie Sheen führte. Dort inszenierte sich der Schauspieler als Mensch, der nach vierzig Jahren endlich aufgewacht sei. Er wolle „kein Schaf“ sein, betonte der Sheen im Interview. Es seien nicht seine Drogenprobleme, sondern seine Thesen, die dazu führen würden, dass der Schauspieler dämonisiert werden würde, behauptete Jones und stellte dem Schauspieler damit einen Persilschein aus, mit dem dieser sich als Opfer äußerer Umstände inszenieren konnte.

Charlie Sheen dürften solche Thesen gefallen haben. Als Täter machte er seine eigenen Produzenten aus. Im aktuellen Interview mit dem „Infokrieger“ Alex Jones hetzte Sheen gegen den Produzenten seiner eigenen Sendung, Chuck Lorre, was letztendlich zur Absetzung des durchaus erfolgreichen sexistischen Comedy-Spektakels führte, mit dem der Schauspieler ansonsten seine Zuschauer_innen erfreut.

Das Interview wollte Sheen als „Warnung“ verstanden wissen. „Da ist ein neuer Sheriff in der Stadt“, polterte er. Den Produzenten seiner Sendung, Chuck Lorre, bezeichnete er in antisemitischer Manier durchgehend mit dem Namen Chaim Levine. Was außer der antisemitischen Chaim-Bezeichnung im Interview zu hören war, waren Beleidigungen. Sheen bezeichnete Lorre als „Scharlatan“, „Stück Scheiße“, „Made“ und „dummer, kleiner Mann“. Charlie Sheen behauptete außerdem, dass er sich„selbst gereinigt“ habe. Er hätte seine „Augen in einer Nanosekunde“ geschlossen und sich „selbst geheilt“. Er sei „Einzigartig“ und würde nun mit seinen zwei „Schönheiten“, gemeint sind Porno-Darstellerin Bree Olson und Krankenschwester Natalie Kenly, abhängen – und mit ihnen um die Welt reisen.

Dafür dürfte der Verschwörungsfan nun genügend Zeit haben. Nach seinen Ausfällen über seinen Produzenten Chuck Lorre, wurde die CBS-Sendung abgesetzt. Außerdem protestierte die Anti-Defamation-League gegen die antisemitischen Äußerungen des Schauspielers. Selbst seine Rolle im angekündigten dritten Teil der „Indianer von Cleveland“ dürfte der Schauspieler nun verloren haben. Sheen wird noch mehr Zeit haben, um als ein Aushängeschild des Alex Jones zur Verfügung zu stehen. Weitere Interviews dürften also folgen.

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