Verschwörungsrapper auf dem Pressefest

Im zweijährlichen Rhythmus organisiert die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) ein Festival, das nach der Parteizeitung Unsere Zeit (UZ) benannt ist. Zur siebzehnten Auflage dieses Pflichttermins für deutsche Sozialisten werden wieder tausende Menschen erwartet. Hier kommen die „Genossen“ – aus dem orthodoxen dogmatischen  Spektrum – in einer rot-getünchten Parallelwelt zusammen, um Würstchen zu futtern und Arbeiterlieder zu grölen.

Der Jugendverband der Partei, die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ), organisiert auf dem Pressefest eine Art Jugendbereich, der auf den merkwürdigen Namen „Schweinegeile Bucht“ hört. Wie auf dem Rest des Pressefestes, das vom 24. bis zum 26. Juni 2011 im Revierpark Wischlingen (Dortmund) stattfinden soll, wird auch dort gesoffen und gesungen. Gesungen und gesoffen wird auch anderer Stelle: Der Liedermacher Hannes Wader, Klaus – der Geiger und die Bots waren schon da, um auf der großen Hauptbühne Arbeiterlieder und anderes Liedgut zu intonieren.

Dieses Jahr wird aber auch die Band „Die Bandbreite“ erwartet, die zuletzt auf dem „Kongress der Unabhängigen Medien“ aufgetreten ist: Nach diesem Auftritt auf dem Treffen der reaktionären „Infokrieger“ und „Truther“, die sich die Verklärung der Realität zur Aufgabe gemacht haben, wird die Band für die Deutsche Kommunistische Partei ans Mic treten.

Auf dem UZ-Pressefest wird eine Musik-Combo auftreten, die zum Beispiel einen WM-Song produziert hat, in dessen Video sich die Mitglieder der Band mit schwarz-rot-goldenen Fahnen für den deutschen Jubel-Nationalismus positionieren. Ein anderes Lied bezeichnet vermeintliche oder tatsächliche „Antideutsche“ als Faschisten. Aktuell rappt der Frontmann der „Bandbreite“ in einem Lied des sexistischen Rappers „PunchBob“ über vermeintliche Zusammenhänge, die er zwischen „Gesichtern und Sperma“ konstruiert.

Ansonsten ist der „Bandbreite“-Sänger Marcel Wojnarowicz unter anderem für die „Willi Weise Bewegung“ des antisemitischen Zinskritikers Otto Friedrich Schönbeck – auf dessen Wahlliste auch rechte „Reichsbürger“ kandidierten – angetreten. Aufgetreten ist die Band unterdessen auch auf Veranstaltungen und Aufmärschen des „Linksnationalisten“Jürgen Elsässer.

Das hat verschiedene „linke“ Organisationen, wie die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) nicht davon abgehalten, der Band immer wieder zu huldigen: „Diese Jungs sind einfach zu gut“, urteilte beispielsweise Jane Zahn in einer Ausgabe der Partei-Zeitschrift „Unsere Zeit“.

Es gibt allerdings auch ideologische Überschneidungen: Wie die Mitglieder der Band bezeichnen Theoretiker der Partei „Antideutsche“ als Teil der „Neuen Rechten“. Mit Songs, in denen „Antideutsche“ und „Antinationale“ als Faschisten diffamiert werden, dürfte die Parteibasis also durchaus zu erreichen sein.

Dass die Band sowohl für den „Linksnationalisten“ Jürgen Elsässer, für die organisierten reaktionären Verschwörungsideologen von „Infokrieger-News“, auf Ballermann-Events und für verschiedene „linke“Organisationen zur Verfügung steht, sollte nicht überraschen. Sie sind durch gemeinsame Feindbilder geeint. Im Antiamerikanismus sind die Band, die gegen „Mr. Bush“ ansang, und die Partei, die sogar einen „Bushismus“ ausgemacht habe wollte, einig. Der Auftritt der Verschwörungsrapper ist aus dieser Sicht nur konsequent. Er zeigt allerdings den ideologischen Zustand der deutschen Sozialisten, die sich in der DKP organisiert haben, deutlich auf.

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