Der reimende Redakteur

Jungredakteur Amin Bettal ist beim Bezahlsender Sky Deutschland  angestellt, in seiner Freizeit produziert der Reporter als „Amin Tsunami” allerdings deutschen Verschwörungsrap der übleren Sorte:

Die Bundesrepublik Deutshland ist ‘ne GmbH. Was steht auf deinem Pass? Wir sind das Personal.

So reimt der Reporter in seinem Lied „Setz die Erde in Brand”. Mit derartigen Zeilen über den angeblichen Zustand der Bundesrepublik, die im Verschwörungsmilieu und insbesondere in der Szene der rechten „Reichsbürger” als Firma der Alliierten dargestellt wird, sorgt der Reporter für Begeisterung bei den Fans des „Deutschen Reichs”.

Seinen Künstlernamen – „Amin Tsunami” — hat der Bettal mit Bedacht und einer gewissen Menschenfeindlichkeit ausgewählt.

„Der Natur tut ein Tsunami aber gar nicht weh. Da hat er sogar eher etwas Reinigendes.

So zitiert ihn der Kölner Stadt Anzeiger, der den „sympathischen Rapper” in einem Jubelartikel feiert.

Der Sportjournalist Bettal, der den antisemitischen Autoproduzenten Henry Ford als Vorbild nennt, hat es als Rapper „Amin Tsunami” im Milieu der „Truther” und „Infokrieger” zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht und mehrere Alben für die Szene produziert.

Hier mischen sich verschwörungsideologische Texte mit Endzeitphantasien: „Setz die Erde in Brand und übergieße sie mit Benzin”, heißt es in seinem bekanntesten Lied. In dem offiziellen YouTube–Video sind zahlreiche schwarz-rot-goldene Fahnen und das Deutsche Reich in den Grenzen von 1939 zu sehen. In seinen Liedern offenbart der „Jungredakteur” seine innige Liebe zur deutschen Nation:

Ich liebe die Menschen in diesem Land, ich liebe dieses Land.

In seinen Liedern finden sich zahlreiche verschwörungsideologische Konstruktionen und völkische Propaganda, die auch bei Nazis auf Gegenliebe stoßen: „Ihr nimmt uns unsere Kultur, nennt das dann Integration”, reimt der Rapper in dem Lied „Setz die Erde in Brand”, das auf zahlreichen Internetseiten der Verschwörungsszene zu finden ist und im Nazi-Lexikon „Metapedia” beworben wird. Es wurde wohl auch daher, zur Freude des Rappers, „schon knapp 1.000.000 Mal angeschaut”.

In diesem Lied wird kein verschwörungsideologisches Klischee ausgelassen. Als „wahrhaftige Herrscher” werden der amerikanische Geheimdienst CIA und einige Think-Tanks ausgemacht. „Wacht auf”, fordert der Verschwörungsrapper:

Unser Staat ist nicht souverän! (…) Chemtrails verpesten unsere Luft! (…) Die BRD ist eine GmbH!.

Es handelt sich um ein irrationale Konstrukte, für die die Verschwörungsszene der „Truther” und „Infokrieger” bekannt ist. Mit seinen Liedern, die bei YouTube zu finden sind, bewirbt der „Jungredakteur” seine Alben, die man für wenige Euros erwerben kann.

In den Videos zu den Songs wird im Palituch Propaganda betrieben. „Wir sind das Volk”, heißt es hier. Ansonsten produziert der „Jungredakteur” allerdings auch noch Lieder, die an den deutschen Rap-Diskurs anknüpfen: „Der Sommer ist da, der Himmel ist blau und es wimmelt nur so von spärlich bekleideten Frauen”, reimt „Amin Tsunami” in seinem Lied „Heute”, in dem zwar keine verschwörungsideologischen, dafür aber sexistische Zeilen zu hören sind.

Zu hören ist der Jungredakteur auch in einem Hörspiel, das sich an heranwachsende Fans des 1. FC Nürnbergs richtet. Hier durfte der Verschwörungsrapper, mit seinem zeitweiligen Arbeitskollegen Ulli Potofski, die Abenteuer des „Löwenclubs” vertonen. Den Verschwörungsrapper und den bekannten Sportjournalisten Potofski verbindet immerhin eine „Freundschaft”, die auf die gemeinsame Arbeit für ein Fußball-Bundesliga-Portal zurückgeht.

Mit seinen verschwörungsideologischen Zeilen empfiehlt sich der Jungredakteur allerdings eher für ganz andere Kollaborationen. Er ist auf dem „Wissen ist Macht”–Sampler zu hören, der vom Verschwörungsrapper „JFK” beworben und angekündigt wird.

Neben seiner Arbeit als Jungredakteur für den Pay-TV-Sender Sky Deutschland ist Amin Bettal also mehr als beschäftigt. Mit seinen verschwörungsideologischen Reimen dürfte er auch in Zukunft „Reichsbürger”, „Truther”und „Infokrieger” begeistern.

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