Die Fälscher

Auf verschiedenen Internetseiten der Verschwörungsszene findet sich bis heute eine kleine Geschichte über den Absturz von Flug 93, in der Nähe der Ortschaft Shanksville. Hier wird ein Shanksville-Mythos reproduziert, der auf den Verschwörungsideologen Ger­hard Wisnewski und seinen Kompagnon Willy Brunner zurückgeht. Sie zitieren in ihrer Dokumentation „Aktenzeichen 9.11. ungelöst – Lügen und Wahrheiten zum 11. September 2001″ den Bürgermeister von Shanksville, Ernie Stull.

Durch geschicktes Schneiden des Interviews entstand der Eindruck, dass der Bürgermeister behauptet hätte, es hätte am 11. September 2011 keinen Flugzeugabsturz gegeben. „Da war kein Flugzeug“, kommt der Bürgermeister Ernie Stull in der Dokumentation zu Wort. Doch im originalen Wortlaut wird deutlich, dass der Bürgermeister damit lediglich feststellen wollte, dass Flug 93 durch den Aufprall fast vollkommen zerstört und lediglich Trümmerteile gefunden wurden.

Ger­hard Wisnewski und Willy Brunner haben nämlich die folgenden Sätze weggeschnitten:

Man hat nur die beiden Turbinen gefunden, weil sie natürlich schwerer als alles andere sind. Doch vom eigendlichen Flugzeug ist so gut wie nichts übrig geblieben. Man kann immer noch handtellergroße Teile finden. Und Neville von der Farm dort drüben hat hinter seiner Scheune ein Aluminiumteil von der Flugzeugaußenhaut gefunden, das 2,50 mal 3,0 oder 3,50 Meter groß gewesen sein mag.

Im „Spiegel“ hieß es bereits im Jahr 2003, dass Wisnewski und sein Kompagnon Willy Brunner die Realität„bis an den Rand der Fälschung zurechtbiegen und zurechtzimmern“. Bürgermeister Stull bemerkte, dass seine „Aussagen“ einfach „völlig aus dem Zusammenhang gerissen“ wurden:

Natürlich gab es ein Flugzeug, es war nach der Explosion nur nicht mehr viel davon übrig. So habe ich ‚no airplane‘ gemeint. Ich habe doch selbst Trümmerteile gesehen, sogar eines der Triebwerke, das im Gebüsch lag.

Ger­hard Wisnewski, der heute für den verschwörungsideologischen Kopp-Verlag schreibt, hat mit seiner Verfälschung der Aussage des Bürgermeisters einen Mythos zum 11. September 2001 geschaffen, der von Verschwörungsfans bis heute genutzt wird.

So wird beispielsweise am 11.09.2011 ein Artikel auf der Internetseite „The Intelligence“ veröffentlicht, der die Ereignisse des 11.09.2001 umdeutet: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“, heißt es hier bezeichnenderweise. Der Artikel, der Mythen und Märchen der Verschwörungsszene aufgreift, gipfelt in der Behauptung:

Alle Zeugenaussagen, den Bürgermeister von Shanksville eingeschlossen, die belegen, dass dort kein Flugzeug abgestürzt war, scheinen lange vergessen.

Die Verschwörungsseite spricht von einer „eindeutig belegbare Tatsache, dass in Shanksville kein Flugzeug zum Absturz gekommen ist“. Belegt wird diese Behauptung mit dem Video des Ger­hard Wisnewski, das die aus dem Kontext gerissenen Erinnerungen des Bürgermeisters von Shanksville zeigt. Dieses Video findet sich auf zahlreichen Internetseiten der Verschwörungsszene.

Auch in diesem Jahr werden aus dem Kontext gerissene Zitate und falsche Behauptungen benutzt, um die historischen Ereignisse des 11. September 2001 in ein völlig neues Licht zu rücken. Den Verschwörungsideologen geht es nämlich nicht um die Wahrheit, sondern um die Verfälschung der Geschichte.

Den Absturz von Flug 93, in der Nähe der Ortschaft Shanksville, nutzen sie, um derartige Behauptungen zu verfestigen. Im Kern geht es hier um eine irrationale und anti-amerikanische Ideologie, die den amerikanischen Institutionen eine unglaubliche Macht nachsagt. Diese sollen am 11. September mehr als 3000 Menschen ermordet haben.

Dabei blenden die Verschwörungsideologen die nicht genehmen Tatsachen aus. So wird wahrscheinlich auch im Jahr 2012 auf den einschlägigen Internetseiten der Verschwörungsszene von der „eindeutig belegbaren Tatsache“ halluziniert werden, „dass in Shanksville kein Flugzeug zum Absturz gekommen ist“.

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