Der Radiomoderator Ken Jebsen ist nicht mehr im Radio Fritz des RBB zu hören. Bereits vor einigen Wochen war es zu einer zeitweiligen Absetzung der Sendung KenFM gekommen. Damals war eine Nachricht des Moderatoren veröffentlicht worden: „Ich weiß, wer den Holocaust als PR erfunden hat“, schrieb Jebsen in dieser Nachricht, die durch Henryk M. Broder veröffentlicht wurde.
In diesem Zusammenhang verwies Jebsen auf den PR-Experten Edward Bernays, einen Neffen Sigmund Freuds. In der Nachricht des Ken Jebsen fanden sich weitere eindeutige Aussagen. So schwadronierte der Radiomoderator, zu dessen Markenzeichen ein ratternder, schneller Sprachstil gehörte, zum Beispiel über„die führer“ des „jüdischen volkes“. „was ist das grösste problem der juden ? ihre führer“, schrieb Jebsen und nannte in diesem Zusammenhang den Namen des amerikanischen Politikers Henry Kissinger.
Die inhaltlichen Aussagen, die Jebsen in seinen Radiosendungen formulierte, unterschieden sich kaum von den Theorien, die er in der privaten Nachricht formulierte. Verschwörungstheorien zum 11. September 2001 oder die Behauptung, dass Deutschland lediglich ein Vasall der amerikanischen Staaten darstellen würde, mischten sich mit der Glorifizierung palästinensischer Terroristen, die eine „handvoll blutgetränkter Erde“, also Blut und Boden, verteidigen würden.
Ken Jebsen, der auch auf den Namen „Reporter des Wahnsinns“ hört, träumte von einem „Staatengebilde IsraelPalästina“ und schwang sich bevorzugt zu einer Art deutschen Nachhilfelehrer auf. Sein Ratschlag war unter anderem ein Yad Vashem in „Palästina“, das „all der palästinensischen Opfer gedenkt, die durch israelische Besatzung umgekommen sind“. Ein „zukünftiger israelischer Präsident“ solle dort niederknien „wie einst Willy Brandt“ in Warschau.
Andere Theorien waren ebenso unappetitlich. Deutschland sei ein „Vasall“ der USA, behauptete er. Den II. Weltkrieg deutete er als „Ölkrieg“, von dem die Rockefellers als alleinige Monopolisten profitiert hätten. Mit seinen Sendungen zeigte Jebsen auf, wie mehrheits- und gesellschaftsfähig die verschwörungsideologische Deutung der Realität ist. Der Skandal war nicht nur die Nachricht, sondern dass Ken Jebsen ähnliche Inhalte über Jahre über das „Radio Fritz“ des RBB verbreiten konnte.
Nachdem die Sendung vorerst abgesetzt worden war, mobilisierte Ken Jebsen seine Anhänger, diese entfachten einen wütenden Shitstorm. „Da merkt man gleich diese größenwahnsinnge denkweise dieses volkes (das auserwählte Volk alle anderen sind dreck)“, schrieb ein KenFM-Fan beispielsweise auf der Facebook-Seite der Sendung.
Zahlreiche andere Fans äußerten sich in einer ähnlichen Weise und schrieben wütende Nachrichten an die Programmverantwortlichen des RBB. Hier machte der deutsche Mob mobil. Kurz darauf reagierte der RBB in ihrem Sinne. Er stellte dem Radiomoderatoren einen Persilschein aus: „Die Vorwürfe, dass Ken Jebsen Antisemit ist und den Holocaust leugnet, sind absolut nicht haltbar“, sagte RBB-Sprecher Volker Schreck.
Jebsen hätte in „manchen Fällen die Grenze überschritten“, verharmloste RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle. Die jüdische Gemeinde Berlin protestierte, die deutsche Mehrheitsgesellschaft schwieg. Der ratternde Radiomoderator durfte am 06.11.2011 tatsächlich wieder auf Sendung gehen und orakelte über „Tabuthemen“, die man angeblich nicht ansprechen dürfte.
Nicht nur das „Piratenradio“ jubelte. „Yes, we Ken“, hieß es dort. Im Podcast zu dieser Sendung heißt es in Richtung Broder:
Mit Sicherheit haben sie aber Angst, dass man ihnen die Larve vom Gesicht reißt. Abgeleitet von der Larve ist der Begriff des ‚Entlarvens‘
Nun ist die Sendung endgültig abgesetzt worden. Jebsen habe „verbindliche Vereinbarungen“ über den Inhalt der Sendung „wiederholt nicht eingehalten“, heißt es in einer kurzen Erklärung des RBB.
Eine ebenso kurze Erklärung veröffentlichte Jebsen, in der er die Vorwürfe zurückwies. Die Reaktionen seiner Fans ließen nicht auf sich warten. „Schreibt Hatemails“, fordert beispielsweise ein Groupie des Ken Jebsen. Ein anderer kann die „Antisemitenheuchelei“ nicht mehr „ertragen“.
„Pass auf dich auf alter denk an Möllemann“, warnt ein weiterer Fan sein großes Idol. Hier wird dazu aufgerufen, die„Verantwortlichen zur Rechenschaft“ zu ziehen. Keine Überraschungen also in diesem kalten Deutschland, in dem ein Moderator wie Ken Jebsen seine Propaganda jahrelang über einen staatlichen Radiosender verbreiten durfte.
Nun wird der Moderator nicht mehr über das Radio Fritz zu hören sein. Ken Jebsen, das Idol der Verschwörungsfans, kann aber immer noch seine YouTube-Karriere fortsetzen. Eine Option, die vom Moderatoren augenscheinlich auch angestrebt wird. Eine weitere Möglichkeit könnte ihm der Kopp-Verlag offerieren. Hier wäre Ken Jebsen, an der Seite von Eva Herman, die die „Nachrichten“ des Verlages moderiert, in passender Gesellschaft. Schließlich werden dort vor allem Verschwörungstheorien beworben. Die Inhalte der Sendung dürften auch Jebsen zusagen.
Jebsen wird weiterhin zu hören sein, zumindest über die Videoplattform YouTube. „KenFM wird es weiter geben, das ist keine Frage“, droht Jebsen in einem Interview. Daher heißt es an dieser Stelle auch nur vorerst: Goodbye Ken.