Verschwörungsrapper auf dem Pressefest (II)

Natürlich durften sie auftreten: Die Rede ist von der verschwörungsideologischen Band „Die Bandbreite“, die für das 17. UZ-Pressefest der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) angekündigt worden war. Nach Protesten antifaschistischer Gruppen hatten die Organisator_innen des „größten Volksfest der Linken“ behauptet, den Auftritt der Band abgesagt zu haben. Stattdessen sollte es eine „Podiumsdiskussion“ mit namentlich nicht benannten Kritiker_innen und der Band geben.

Die Auftritte mit Rechtspopulisten und für Verschwörungsideologen waren für die Organisator_innen also kein Grund, die Band auszuladen. Stattdessen wollte man ihnen den Raum geben, derartige Unappetitlichkeiten zu verteidigen. Den „Holocaust“, den die Band der NATO nachsagt, scheinen Dinge, über den die Organisator_innen ernsthaft debattieren wollten.

Kommunist_innen und Antifaschist_innen sollten also einen Diskurs führen, anstatt derartige Auftritte und Inhalte zu bekämpfen. „Die Band ‚Die Band­brei­te‘ wird (…) auf dem 17. UZ-​Pres­se­fest der Deut­schen Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei auf­tre­ten“, hatte es in diesem Blog geheißen. Genau das ist dann – leider – eingetreten.

Das Neue Deutschland berichtet von tumultartigen Szenen während der „Diskussion“, bei der die üblichen Verteidiger_innen der Band einträchtig auf dem Podium saßen:

Gestern nun trat die ‚Bandbreite‘ auf dem Pressefest der DKP-Parteizeitschrift ‚Unsere Zeit‘ (UZ) in Dortmund auf. Die Politpopper lösten Tumulte aus. Ein Mittzwanziger ging ans Mikrofon und verkündete spontan seinen Austritt aus der DKP. Andere – meist junge Leute – riefen: ‚Holt die Spinner von der Bühne.‘ Eine Frau rief Wojna wütend zu: ‚Spiel mal ‚Einlochen’‘ – ein als sexistisch geltendes Lied der ‚Bandbreite‘.

Während des Auftritts der Band solidarisierten sich die üblichen Verdächtigen mit der Verschwörungscombo, die wohl auch die Farce, die sich „Diskussionsveranstaltung“ schimpfte, dominierten: Diether Dehm, Bundestagsabgeordneter der Partei Die Linke und nach eigenen Angaben „glühender Verschwörungstheoretiker“, rief die Band während der Diskussionsveranstaltung dazu auf, ihre Lieder zum Besten zu geben, was wohl dann auch geschah.

Die Mitglieder der Gruppe „Arbeiterfotografie“, die nach dem Erdbeben in Japan von einer mega-geheimen Erdbebenwaffe halluzinierten und ansonsten Propaganda für das iranische Regime betreiben, stellten sich für ein Jubelvideo zur Verfügung. Für „Die Bandbreite“ setzte sich auch Elias Davidsson ein: Ein Verschwörungstheoretiker, der seine Thesen auch schon mal bei rechten Burschenschaften vorstellt. Davidsson for­dert in einem halboffenen Brief eine grö­ße­re „Be­reit­schaft unter deut­schen Lin­ken“ eben „auch mit tra­di­tio­nel­len Rech­ten zu­sam­men­zu­ar­bei­ten“. Außerdem gab der „Junge Welt“-Autor Klaus Rainer Rupp ein Statement ab, der die Band nicht nur während der „Diskussionsveranstaltung“ verteidigte: „Ich finde es einen Skandal, dass die Linke sich, von Meinungsterroristen, die sich selber Linke nennen, vorschreiben lässt, wen wir hören können und dürfen“, sagte er in die Kamera der„Bandbreite“.

Doch selbst die Parteivorsitzende der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), Bettina Jürgensen, sprach der Querfront-Band ihre Solidarität aus. Dies macht allerdings den ideologischen Zustand dieser Partei deutlich, die mit den Auftritten und Inhalten der „Bandbreite“ kein Problem zu haben scheint. Dabei werden Verschwörungstheorien über die Kritiker_innen propagiert: „Die Band sei links verortet und zähle zum linken Spektrum. Die Vorwürfe seien nicht haltbar – sie sollen vielmehr ‚die Gruppe kaputt machen‘. Die Kampagne habe vor vier Jahren begonnen, so Jürgensen. Und zwar nachdem die ‚Bandbreite‘ Kritik an Israel geübt habe.“

Nachdem Auftritt auf dem UZ-Pressefest schrieb die Band: „Unser Auftritt auf dem UZ Pressefest war ein voller Erfolg!“. Angesichts der Unterstützung, nicht nur durch den Bundestagsabgeordneten Diether Dehm und durch Bettina Jürgensen, Parteivorsitzende der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), ist das sogar noch untertrieben. „Die Bandbreite“ ist also auf dem Pressefest der Deutschen Kommunistischen Partei aufgetreten. Keine zwei Wochen nach einem Auftritt mit Vertretern der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei (SVP) durfte die Band auf dem Festival ihre Lieder zu Gehör bringen. Dies dürfte wohl von Anfang an der Plan der Organisator_innen gewesen sein.

Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) hat sich damit eindeutig für die Querfront-Band und für ihre reaktionären Texte positioniert. Der Auftritt dieser Band wirft ein bezeichnendes Licht auf den inneren Zustand dieser Partei, die mit anti-amerikanischen Verschwörungstheorien und mit „se­xis­ti­schen, an­ti­se­mi­ti­schen und NS-​re­la­ti­vie­ren­de Song­tex­ten“ kein Problem zu haben scheint. Ein Problem scheint diese Partei aber den Kritiker_innen dieser Musik zu haben, denen sie unterstellt, sie würden eine „üble ‚antideutsche‘ Kampagne“ betreiben. Immerhin waren nicht alle Teilnehmer_innen der Diskussionsveranstaltung mit dieser Vorgehensweise einverstanden.

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