Party der Anti-Bilderberger

Zwischen dem 8. und 12. Juni 2011 findet die so genannte Bilderberg-Konferenz im schweizerischen St. Moritz statt. Hinter der Konferenz steht ein loser Zusammenschluss, der einmal im Jahr zum Treffen lädt. Hier kommen ehemalige und aktive politische Entscheidungsträger sowie Wirtschafts- und Medienvertreter zu einem Gedankenaustausch zusammen. Henry Kissinger, Angela Merkel und Josef Ackermann haben in der Vergangenheit an den Konferenzen teilgenommen. Da über die Inhalte der Treffen Stillschweigen bewahrt wird, ranken sich um die Bilderberg-Konferenzen zahlreiche Verschwörungstheorien.

So wird dem Treffen und seinen Teilnehmern beispielsweise nachgesagt, dass sie eine „Neue Weltordnung“ planen würden. Die Teilnehmer seien Teil einer geheimen Elite, die während der Konferenz die Geschehnisse der Welt steuern würden. Verschiedene Verschwörungsideologen versuchen anhand der Konferenz die angebliche Existenz einer Weltregierung zu belegen. Sie haben so ihren eigenen Bilderberg-Mythos geschaffen, mit dem sie die Verklärung der Realität betreiben.

Da ist es kein Wunder, dass die Anhänger der kruden Verschwörungstheorien während der Bilderberg-Konferenz ebenfalls in der Schweiz zusammenkommen, um gegen „diesen elitären Klub“ vorzugehen. Die angekündigten Proteste gegen das Treffen von etwa 130 Gästen aus Politik, Industrie und Medien werden unter anderem über den verschwörungsideologischen Blog „Alles Schall und Rauch“ organisiert:

 Noch besser, sie sollen nach Guantanamo gehen, dort können sie sich ungestört treffen.

Das fordert der Betreiber Manfred Petritsch auf dieser Internetseite, die auch dazu dient, die Proteste gegen das Treffen zu koordinieren. Die Internetseite „Alles Schall und Rauch“, auf der ansonsten im verschwörungstheoretischen Jargon über die „Mondlandungslüge“, die „Impflüge“ oder die „Klimalüge“ berichtet wird, stellt Flugblätter über die Bilderberg-Konferenz zum Download bereit. Außerdem wird ein Treffen beworben, auf dem rechtskonservative Politiker sowie Verschwörungsideologen und Verschwörungsrapper auftreten sollen, die der Protest gegen die Konferenz der Bilderberger geeint hat.

Auf einem dieser angebotenen Flugblätter rekurrieren die Verschwörungsfans unter anderem auf die „American Free Press“, deren Aktivsten ebenfalls zu den Gegenveranstaltungen erwartet werden. Hierbei handelt es sich um ein rechtes, antisemitisches Magazin, in dem Werbeanzeigen des „Klu Klux Klan“ zu finden sind. Auf der Internetseite der Gruppe findet sich auch Werbung für Pete Peters „Scriptures for America and Kingdom Identity Ministries“, für den Juden die „Kinder Satans“ darstellen. Die Internetseite dieser antisemitischen Gruppierung findet sich auch auf dem Flugblatt der Anti-Bilderberger, die mit derartigen Unappetitlichkeiten kein Problem zu haben scheinen.

Neben diesen antisemitischen Verschwörungsfreaks werden die üblichen Verdächtigen angekündigt: So hat die Band „Die Bandbreite“ ihre Teilnahme zugesagt. Die Band, die ansonsten auch auf linken Veranstaltungen wie dem UZ-Pressefest der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) ihre verschwörungsideologischen Texte verbreitet, soll auf einer Konferenz der Anti-Bilderberger auftreten, einer „Anti-NWO-Party“, die am 10. Juni im Hotel Randolins in St. Moritz stattfinden soll. Dieses Gegentreffen, das unter dem Motto „Die Bilderberger und ihr Einfluss“ steht, wird vom Verschwörungsblog „Alles Schall und Rauch“ und der Jungen SVP unterstützt, als Organisator tritt die Verschwörungsplattform „Info8“ in Erscheinung.

Der Jugendverband der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei (SVP) nutzt das Treffen der Bilderberger, um sich für den schweizerischen Nationalstaat stark zu machen, den er durch die Konferenz gefährdet sieht. Unterstützt wird dieses Treffen durch den Schweizer Nationalrat Pirmin Schwander (SVP), einem Politiker, der sich in der Vergangenheit unter anderem für eine restriktive Migrationspolitik aussprach. Außerdem soll der Abgeordnete Lukas Reimann (SVP) auftreten. Reimann sprach sich unter anderem gegen die Öffnung der Schweizer Universitäten für ausländische Studierende aus und engagierte sich für „bewährte Werte“. „Unser Land muss schweizerisch bleiben“, lautet ein Wahlspruch des Rechtspopulisten, der sich nun durch die Konferenz der Bilderberger bedroht fühlt. „Ich bin dagegen, wenn eine Handvoll Leute versucht, das Weltgeschehen zu lenken“, wird der SVP-Nationalrat von der Internetseite „Alles Schall und Rauch“ zitiert.

Auch andere Nationalräte der Schweizer Volkspartei (SVP) protestieren gegen die Bilderberg-Konferenz. Nationalrat Dominique Baettig will in dem Treffen ebenfalls „eine Bedrohung für die Schweiz“ ausgemacht haben. Er behauptet, dass eine „globale Elite von Bankiers, Industriellen, Diplomaten“ mit diesem Treffen die „Richtlinien der wirtschaftlichen Globalisierung koordinieren, organisieren und strukturieren“ würde. Die Folge des Treffen seien unter anderem „Geschlechtsumwandlungen“ und die „Verwischung der Grenzen zwischen Lebewesen“, schrieb der Nationalrat in einem Offenen Brief an die Bundesrätin Simonetta Sommaruga, die für Polizei und Justiz zuständig ist. Außerdem forderte der Nationalrat den Bündner Regierungsrat – zur Freude verschiedener Verschwörungstheoretiker – dazu auf, dass dieser „gewisse Bilderberger und wenigstens die Herren Bush, Kissinger, Cheney, Perle“ bei der Einreise in die Schweiz verhaften und „verschiedenen Gerichten“ überstellen sollte.

Im Interview für „Alles Schall und Rauch“ beklagte sich der Nationalrat ebenfalls über das Bilderberg-Treffen. „Wenigstens ein Politiker der Mut hat und aufrichtig ist“, lautete das anschließende Urteil des Verschwörungsblogs.

Bei solchen Überschneidungen sollte es auch nicht verwundern, dass Manfred Petritsch, der Betreiber der verschwörungsideologischen Internetseite „Alles Schall und Rauch“, neben den Nationalräten der Schweizer Volkspartei, Pirmin Schwander und Lukas Reimann, als Referent für das Treffen der Verschwörungsideologen und Rechtspopulisten benannt wird. Petritsch soll dort über die angeblichen „Ziele der Bilderberg-Gruppe“ berichten.

Es ist nicht zu leugnen, dass die Ziele der Bilderberger eines Grosseuropas, dass der Nationalsozialisten sehr ähnlich sieht, und es ist tatsächlich so, dass es sich um eine Vereinigung von Faschisten handelt, unter der Führung der Oberglobalisten David Rockefeller und Henry Kissinger.

So hetzt Petritsch an anderer Stelle. Nun möchte der Verschwörungstheoretiker Petritsch, unter anderem mit der Band „Die Bandbreite“ und den Nationalräten der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei die „grösste Anti-NWO-Party aller Zeiten“ veranstalten.

Die eher harmlose Bilderberg-Konferenz wird also zur Zusammenkunft gar nicht so harmloser Rechtspopulisten, Verschwörungsfreaks und ordinären Antisemiten, die ebenfalls zusammenkommen werden, um für die Nationalstaaten und gegen die angebliche „Neue Weltordnung“ die Werbetrommel zu rühren.

Rechtspopulisten und Polit-Pop-Band bitten zur Party

Mobilisierungsflyer

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