Rechtes Zeitungstreffen

Der selbsternannte „Linksnationalist“ Jürgen Elsässer lädt mal wieder nach Berlin ein. Diesmal geht es nicht um ein Zusammentreffen der anti-europäischen Rechtspopulisten, wie am 25. September diesen Jahres, als Elsässer und seine „Volksinitiative“ unter anderem Nigel Farage und Karl Albrecht Schachtschneider eingeladen hatten, während die Band „Die Bandbreite“ für die musikalische Untermalung sorgte.

Diesmal möchte Elsässer sein neuestes publizistisches Projekt vorstellen, das – wie seine „Compact“ Buchreihe – im „Kai-Homilius-Verlag“ erscheinen soll. Es geht um das „Compact-Magazin“, einer Monatszeitschrift, für die sich Elsässer verantwortlich zeichnet und deren Nullnummer im Dezember diesen Jahres erscheinen soll. Die publizistische Richtung, in die es Elsässer und seine Kompagnons zieht, wird bereits durch das Titelbild deutlich. Dort grinst Thilo Sarrazin die potentiellen Leser_innen an: „Der nächste Bundeskanzler“, heißt es darunter.

Für die Nullnummer schreibt unter anderem der Verschwörungsideologe Walter K. Eichelburg, der die Einführung einer „Deutschen Mark“ für den 17. Mai 2010 (!) vorausgesagt hatte. Außerdem schreibt der Herausgeber der Internetzeitschrift „Die Rote Fahne“, Stephan Steins, für das Magazin, der auf seiner Internetseite zum Beispiel für den Nazi-Kriegsverbrecher Rudolf Hess eintritt, für Elsässers-Nullnummer. Ein weiterer Autor ist André F. Lichtschlag, der Gründer der Internetzeitschrift„Eigentümlich Frei“.  Er vertritt die krude These, dass die Bundesrepublik durch „Umwelthysteriker, Männerhasser und Antifaschos“ dominiert werden würde. Lichtschlag spricht in diesem Kontext im NS-Jargon von einer „Verpestung“.

Jürgen Elsässer preist sein Projekt als „ein einzigartiges publizistisches Wagnis“ und lässt sich einige andere Superlativen einfallen, um seine Zeitung zu bewerben: Hier dürften „demokratische Linke und demokratische Rechte“, „Moslems und Islamkritiker“ zusammenkommen, um gemeinsam den „Totalitarismus der Neuen Weltordnung“ zu attackieren.

Die angekündigten TeilnehmerInnen der Zeitungsvorstellung im „Russischen Haus“ machen den Kurs des neuen Magazins deutlich. Da wäre zum Beispiel Dieter Stein, der Herausgeber der neurechten Wochenzeitung „Jungen Freiheit“. Des Weiteren wird Oliver Janich erwartet. Der ehemalige Focus-Money Redakteur Janich, der in diesem Magazin Propaganda für die Sache der „Truther“ und „Infokrieger“ machen durfte, schreibt nun für das „Compact“-Magazin. Außerdem wird Sulaiman Wilms, der Chefredakteur der „Islamischen Zeitung“ erwartet.

Für die musikalische Untermalung sorgt die Rapperin „Dee Ex“, die aus dem ganz rechten politischen Spektrum stammt und Musik für alte und neue Nazis produziert. Die „aufrechte Patriotin“ hetzt in ihrem Blog vor allem gegen Israel. Paranoiderweise fühlt sie sich von „israelischen Regierungsbeamten und von zionistischen Vereinigungen“ verfolgt, die sie angeblich auf eine „‚Abschussliste‘“ gesetzt hätten. Dabei sei sie doch nur „eine stolze Deutsche“, jammert Mia Herm alias „Dee Ex“ in ihrem Blog. Ihre „Liebe zu Deutschland“ wird „Dee Ex“ auch am 6. Dezember 2010 verbreiten, wenn Elsässer sein neuestes publizistisches Machwerk vorstellt.

Dessen Erfolg bleibt abzuwarten: Schließlich gibt es bereits einige Magazine, die ähnliche Inhalte propagieren. Da wäre zum Beispiel das rechte Monatsmagazin „Zuerst“. Der hart umkämpfte Zeitungsmarkt könnte dem „publizistische Wagnis“ schneller ein Ende machen, als es Elsässer und seinen Kumpanen lieb sein dürfte.

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