Fernseh-Hass!

Die inzwischen hoffentlich für immer und für alle Zeiten eingestellten Container-Sendung „Big Brother“, die es in Deutschland auf ganze zehn Staffeln gebracht hat, erfreute die gemeinen Zuschauer_innen nicht nur durch mehr oder weniger gescriptete Ausraster, sondern auch durch das Bemühen der Produzent_innen, Personen als Personifikationen des „Fremden“ zu inszenieren.

Da gab es zum Beispiel in der letzten, zehnten Staffel der Überwachungs-Show den Obdachlosen Pluto, der direkt von der Platte am Kölner Dom gecastet wurde, oder das „schwule HIV-Pärchen“ Harald und Carlos Fassanelli. Insbesondere dieses Pärchen zog sich den Hass des deutschen Mobs zu, der fleißig durch die Produzenten von „Endemol“ geschürt wurde, die die Show als „Projekt“ darstellten, mit der die Zuschauer_innen als gemeinsame telefonische Richter_innen agieren sollten. Gleichzeitig inszenierten die Produzent_innen den Laien-Darsteller Klaus Aichholzer als stolzen Rächer, der es dem schwulen Pärchen mal so richtig zeigen durfte.

Diese Stimmungsmache kam an: Hunderte von Forenbeiträgen und andere Zuwortmeldungen der Zuschauer_innen zeigen genau das auf. Ein Beitrag eines unbekannten Big Brother-Fans verdient es, dass er der Nachwelt erhalten bleibt. Er steht stellvertretend für den homophoben Hass, den viele Zuschauer_innen empfinden:

„(…) Da sind zwei Klischee Typen eingezogen, wie sie im Buche stehen, ordinär, abfällig, HIV-Infiziert, asozial und schwul, wobei letzteres noch vertretbar ist, nur in der Kombination einfach pervers. Das Carlos die Wurzel allen Übels ist hat sich doch auch recht schnell herauskristallisiert, ständig hat er Öl ins Feuer gegossen (…). Die beiden haben die ganze Zeit einen Sonderstatus bei BigB gehabt, da kann man sagen was man will, die Zuschauer haben sich das zum Glück nicht gefallen lassen (…). Wo fängt Toleranz an und wo hört sie auf, für mich war sie schon recht schnell dahin, nämlich ab dem Zeitpunkt, als Harald von seinem ausschweifenden Sexleben erzählen mußte. (…) Ein RAUSWURF von Carlos ist das mindeste was BigB uns Zuschauern jetzt zugestehen sollte. Sein Verhalten hat einfach das Widergespiegelt was er ist, KRANK!“

Mit diesem Kommentar ist alles über die Fernsehsendung und ihre Fans gesagt. Das Opfer muss allerdings kein homosexuelles Pärchen sein, es kann ebenso den Obdachlosen von der Platte treffen. Nach unten treten: Das ist die deutsche Fernsehkultur, egal ob im Dschungel, bei Big Brother oder während der abendlichen Debatten im Fernsehen.

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