Der Abgeordnete und die Verschwörungsrapper

Die Abgeordneten der Partei Die Linke praktizieren ähnliche Rituale wie die Abgeordneten der anderen Parteien. Hier gibt es jedes Jahr einen politischen Aschermittwoch, bei dem die Abgeordneten ihre witzige Seite zeigen sollen. Zum „peppigen politischen Aschermittwoch“ der Linkspartei in Duisburg, die gerade durch ein antisemitisches Flugblatt auf sich aufmerksam machte, sollte nicht nur der Bundestagsabgeordnete Niema Movassat, sondern auch eine Band für Stimmung sorgen.

Es handelt sich um die Verschwörungsrapper der Band „Die Bandbreite“, die kurz darauf auf dem „Kongress der Unabhängigen Medien“ – einer Veranstaltung der reaktionären „Infokrieger“ – auftraten. Während die Band auf der einen Seite mit dem linken Abgeordneten Niema Movassat den politischen Aschermittwoch der Partei in Duisburg beschallte, trat sie auf der anderen Seite – mit einem ähnlichen Programm – auf dem Kongress der „Infokrieger“ auf, die sich die Verklärung der Realität zur Aufgabe gemacht haben.

Dort durfte Wilhelm Engdahl, Autor des reaktionären Kopp-Verlags, seine Theorien über soziale Revolten, die angeblich von Geheimdiensten initiiert werden, verbreiten. Im Kopp-Verlag publiziert auch die Anti-Feministin Eva Herman und andere rechte Koryphäen. Die Band „Die Bandbreite“ ist in der Vergangenheit auf anti-europäischen Veranstaltungen des selbsternannten „Linksnationalisten“ Jürgen Elsässer aufgetreten, um das Rahmenprogramm zu gestalten. Für die eigentlichen inhaltlichen Aussagen war hier unter anderem der englische Rechtspopulist Nigel Farage zuständig.

In den Texten der Band findet sich ein plumper WM-Nationalismus, Verschwörungsideologie sowie Sexismus: So heißt es in dem Lied „Eingelocht“, in dem zwei Männer eine Frau gegen ihren Willen penetrieren:

Ne, ne, es tut dir weh, doch wir warten nicht, wo ich doch so selten mal einen har­ten krieg.

Im Video zum Lied „Ja, watt denn (Weltmeister)“ sah man die Band in schwarz-rot-goldene Utensilien gehüllt für die deutsche Nation singen. Im Lied „Unter falscher Flagge“ propagiert die Band einschlägige Verschwörungsideologie: Im Stil der „Truther“ und „Infokrieger“ wird eine revisionistische Traditionslinie – vom Reichtstagsbrand bis zum 11. September 2001 – gezogen.

Ein Auftritt der Band führte diese in die Schweiz: Dort beschallte die Band die „Anti-Zensur-Konferenz“ des Sekten-Gurus Ivo Sasek. Solche Auftritte und die inhaltlichen Thesen der Band haben verschiedene Linke, die sich ebenfalls für unwissenschaftliche Verschwörungstheorien begeistern, natürlich nicht davon abgehalten, ihre musikalischen Lieblinge auf die Bühne zu bitten. So beschallte die Band den„Linken Liedersommer“ oder das „Festival des politischen Liedes“. Der „Bandbreite“ gelingt der Spagat sowohl auf linken Veranstaltungen als auch auf anderen Veranstaltungen aufzutreten; ob nun bei „Truthern“ und „Infokriegern“, beim Nationalisten Jürgen Elsässer oder auf Ballermann-Events.

So geschah es auch am Aschermittwoch der Partei „Die Linke“ in Duisburg. Dem Bundestagsabgeordneten Movassat scheint es gefallen zu haben: Die „Band ‚Die Bandbreite‘ war richtig Klasse“, twitterte der Bundestagsabgeordnete nach der Veranstaltung. Verschiedene Fotos zeigen ihn in trauter Eintracht mit der Band.

Die ist zur Zeit schwer beschäftigt. So ist sie nicht nur bei der Partei Die Linke ein gern gesehener Gast. Auch die Konkurrenz von der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und der Marxistisch Leninistischen Partei Deutschland (MLPD) haben die Verschwörungsrapper eingeladen. In diesem Milieu gibt es anscheinend kaum Kritik am Verschwörungswahn und den anderen Auftritten der Band.

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