Irgendwann im letzten Jahr kommen die Mitarbeiter eines Hauptstadtbüros, die irgendwas mit Medien machen, auf eine Idee: man nehme das ehemalige GZSZ-Sternchen Yvonne Catterfeld, klaue den Plot von Titanic, mische dies mit einer Prise Pearl Harbour und verlege die Handlung auf ein deutsches U-Boot. Fertig ist das „Historien-Drama“, das voll im Trend liegt.
Mit „Der Untergang“, „Jud Süß – ein Film als Verbrechen“ oder „Hindenburg“ hat die deutsche Filmindustrie schließlich gelernt, dass verharmlosende Stoffe, mit denen die Deutschen zum Opfer gemacht werden, beim Publikum gut ankommen. Die Unterstützung des Feuilletons ist gewiss. Mit Yvonne Catterfeld kann man sogar auf eine Darstellerin zurückgreifen, die das geschichtsvergessene RTL Publikum anspricht. Das große Sat 1 Drama war am 18.10.2011 im deutschen Fernsehen zu sehen.
„Am Ende die Hoffnung“ ist ein Drama, das im 21. Jahrhundert beginnt. Hier wurde großzügig beim Film Titanic abgekupfert: Während in diesem Film ein Forschungsteam, das Schiff auf dem Grund des Meeres entdeckt, sind es im großen Sat1-Drama Fischer, die ein Teil des U-Bootes an Bord holen. In beiden Filmen kommt nun eine Überlebende ins Spiel.
Im Sat 1 Film ist es die alte und niedliche Oma Ellen Ludwig, die sich vom Nachwuchs per Taxi nach Oslo transportieren lässt. Währenddessen erzählt sie ihrer Enkelin die Geschichte ihres Lebens. Dafür darf sie sie beim Liebesspiel mit einem muskulösen Skandinavier begutachten. Es handelt sich um eine vollkommen unglaubwürdige Verwandtschaftsstruktur, die hier ausgebreitet wird.
Oma lässt Bilder aus ihrer Vergangenheit Revue passieren: „Ein deutsches U-Boot dicht vor der USA-Küste“, tönt die nationalsozialistische Wochenschau. Das wird mit den Bildern unterlegt, die man aus den Historien-Dramen des Guido Knopp kennt, mit denen die Deutschen ebenfalls zum Opfer gemacht werden.
Nun darf das Fernseh-Publikum die Vergangenheit der Oma begutachten, die diese Bilder in einem reichsdeutschen Kino gesehen hat. Natürlich war Ellen Ludwig (Yvonne Catterfeld) im Widerstand aktiv: Flugblätter verteilen, Parolen malen und Plakate kleben. Natürlich wird sie erwischt, aber durch den Spion Dr. Robert Elbing (Stephan Luca), gerettet, der ihr eine Waffe anbietet. Ellen Ludwig lehnt ab: sie will keine Nazis erschießen. Elbing wurde vom britischen Geheimdienst nach Deutschland eingeschleust. Seine Mutter, eine Jüdin, starb zwei Jahre zuvor an der „Sorge, was in Deutschland passiert“.
Es gibt zwar Nazis, die als uniformierte Marionetten dargestellt werden, aber von den Verstrickungen der deutschen Mehrheitsbevölkerung wird man in diesem Film nichts erfahren. Von den deutschen Verbrechen kein Wort, Juden sterben an der „Sorge“ über die deutschen Zustände, die industrielle Vernichtung wird verschwiegen.
Dafür erfährt man, dass die Allierten „keinen Stein auf dem anderen gelassen haben“ und das es „damals eine schreckliche Zeit war“. Dies wird durch Trümmer illustriert, durch die Ellen Ludwig wandert. Sie hungert, wie der Rest der Bevölkerung, deren Elend in langatmigen Bildern illustriert wird.
Umso heroischer wirken die Bilder vom deutschen U-Boot. Die deutschen Soldaten, Mörder in Uniform, werden als freundliche, blonde Recken inszeniert. Diese begegnen den Verbrechen der Nazis mit ebensolchem Abscheu, wie der Rest der Bevölkerung. Ellen Ludwig wird vom spionierenden Doktor auf die den ersten Offizier des U-Bootes, Hans Mertens, angesetzt, weil das Boot einen „Sonderbefehl“ hat. Es geht um „irgendeine neue Waffe“.
Die Spione, von denen es nicht so wenige zu geben scheint, sind überzeugt: „Wir müssen das U-Boot aufhalten, egal was es kostet“. Um diesen Plan umzusetzen schläft der Doktor mit der jungen Widerstandskämpferin: „Es ist rein geschäftlich“, behauptet er danach. Ellen Ludwig trifft auf einem Ball auf den Seebären Hans Mertens, mit dem eine weitere Verharmlosung betrieben wird.
Er ist kein Nazi, sondern ein deutscher Soldat, der auf dem Ball seine Verlobung zelebriert. Von der deutschen Vernichtungskultur wird hier rein gar nichts gezeigt. Stattdessen sieht man freundliche Menschen, die sich noch freundlicher Unterhalten, bis sie durch die Bomben „der Tommys“ in den Keller getrieben werden.
Dort entflammt die Widerstandskämpferin endgültig für den deutschen Seefahrer. „Er ist einfach zu ehrlich“, schwärmt sie. Der erläutert seine merkwürdige Motivation in den Krieg zu ziehen: „Ich dachte, unten am Meer ist Frieden“, behauptet er. Karl Dönitz dürfte zufrieden sein, seine Mordmaschinerie wird grundsätzlich verharmlost. Trotz aller Zweifel wird Hans Mertens nämlich wieder in See stechen: „Ich kann meine Kameraden nicht im Stich lassen“, sagt er seufzend. Mit diesem deutschen Korpsgeist wurde schon so manches deutsche Verbrechen verharmlost. Nichts anderes geschieht im großen Sat 1 Drama.
Während der U-Boot-Mann Mertens als immer strahlenderer deutscher Held erscheint, wirken die Spione umso bösartiger. Der Doktor macht Tierversuche und verlangt den Tod des Seefahrers. Um Ellen Ludwig zu überzeugen, zeigt er ihr verletzte deutsche Soldaten: „Menschen sterben, tausende“, brüllt er. Doch Ellen Ludwig möchte nicht in den Krieg hineingezogen werden. Sie ist eine friedensbewegte Deutsche.
Trotzdem macht sie beim Tête-à-tête mit Mertens Fotos, die die Reiseroute des U-Boots zeigen. Hans Mertens ist unterdessen – wie das filmische Vorbild Leonardo di Caprio im Titanic-Streifen – überzeugt, dass er die Reise nicht überstehen wird. Die deutsche Rose, Ellen Ludwig, versucht ihm Mut zu machen. Sie steht nun zwischen den dunklen Spionen und den heroischen Deutschen. Erstere sind irgendwie fast auch Nazis, letztere heldenhafte Seefahrer, die durch miese Bomben der Alliierten und die „verdammten Saboteure“ bedroht werden. Dies suggeriert der Sat 1 Film.
Max von Puffendorf, der den deutschen Helden Hans Mertens darstellt scheint dieser Handlungsansatz ganz besonders gefallen zu haben. In einem Interview, das auf der Sat 1 Internetseite veröffentlicht wurde, posiert der Darsteller in seiner Nazi-Uniform:
Was ich sehr schön fand, sich mal mit der Marine zu beschäftigen (…) weil mein Großvater U-Boot Kommandant war, der im schwarzen Mai 1945 abgeschossen wurde.
Außerdem begeistert er sich „für die Technik und das Wunder, dass da geschaffen wurde“. Wenn er sich heute entscheiden müsste, würde der Darsteller zur Marine gehen.
Der Film, der eine Verharmlosung der deutschen Geschichte darstellt, kommt gut an. „Der Spiegel“ schreibt:
‚Am Ende die Hoffnung‘ hätte ein weiteres herkömmliches Event-Filmchen mit Nazi-Zeit-Flair werden können – doch Sat.1 ist überraschend gutes Gefühlskino mit mitreißenden Bildern gelungen, das zeigt, wie das Damals ein ganzes Leben belasten kann.
„Am Ende die Hoffnung“ ist ein Machwerk, das die deutsche Geschichte verharmlost. Hier wird eine Entlastung der deutschen Täter betrieben. Die Schauspieler agieren auf Soap Niveau, dafür gibt es Bomben ohne Ende. Außerdem passen die Handlungsstränge von Gegenwart und Vergangenheit nur bedingt zusammen. Ein schnulziger Film, mit dem Täter zu Opfern gemacht werden. „Am Ende die Hoffnung“ reiht sich also ein, in die lange Reihe deutscher Opferphantasien. Ein Film, der deutlich aufzeigt, wie verdorben die deutsche Darstellung der Vergangenheit ist.