n der aktuelle Ausgabe der „marxistisch-leninistischen“ Kleinzeitschrift „Offensiv“ findet sich ein Text des Juristen Erich Buchholz, der sich mit dem Tod des Osama bin Laden beschäftigt. Dort propagiert Buchholz Verschwörungstheorien über den Tod des Massenmörders und betreibt eine antiamerikanische Stimmungsmache, die in der „Offensiv“, die das faktische Organ einer Gruppe namens „Kommunistische Initiative“ ist, zum guten Ton gehört.
Buchholz stellt in seinem Pamphlet fest, dass auch Osama Bin Laden „ein Mensch“ gewesen wäre, dem „ein Recht auf Leben“ zugestanden werden müsse. Der „US-Administration“ wirft Buchholz „eine schwere Verletzung des ersten und wichtigsten Menschenrechts“, das Recht auf Leben, vor. Osama Bin Laden, der dieses Recht auf Leben mehr als 3000 Menschen absprach, indem er seine Kommandos in das World-Trade-Center fliegen ließ, scheint für Buchholz wichtiger als die Opfer dieses Anschlags, die er mit keinem Wort erwähnt.
Erich Buchholz sieht in dem Tod des Osama Bin Ladens eine schwere Menschenrechtsverletzung und erregt sich darüber, dass die Bundeskanzlerin „diesen kaltblütigen Mord öffentlich begrüßt und sich darüber freut“: „Das ist ungeheuerlich“, empört sich Buchholz. „Mit dieser Äußerung hat sie nicht nur Millionen Deutscher enttäuscht und verletzt“, konstatiert der Jurist.
Es sind die Deutschen und ihre Verletzungen, die dem Juristen anscheinend am Herzen liegen. Er unterstellt der amerikanischen Regierung des Weiteren, dass sie durch die „Hinrichtung“ ein „ordentliches gerichtliches Verfahren gegen ihn von vornherein für alle Zeit unmöglich“ machen wollten. „Solches ist beispiellos“, wütet Buchholz.
Nachdem Buchholz auf diese Art und Weise die angeblichen Gefühle der Deutschen beschrieben hat, die durch die Tat und die Reaktion der Angela Merkel verletzt worden seien, wird es für Buchholz Zeit, die verschwörungstheoretische Karte zu zücken, die auch in seinem Milieu so beliebt ist.
Er behauptet, dass die amerikanische Regierung Bin Laden getötet habe, um “nicht genehme Zusammenhänge und Hintergründe“ zu verschweigen. Schließlich ginge es um „die Hintergründe und Ermöglichung der bis heute im Dunklen gelassenen Vorgänge vom 11. Spetember 2001″. Gerade in Buchholz Zusammenhängen wird die Verschwörungstheorie kolportiert, dass die Anschläge vom 11. September 2001 durch maßgebliche Teile der „US-Administration“ erst ermöglicht worden wäre, weil diese ein Interesse an den Anschlägen gehabt hätte, um den „Krieg gegen den Terror“ zu führen.
Doch Buchholz spinnt auch um den Tod des Terroristen eine Verschwörungstheorie, die er in der„Offensiv“ kolportiert. Er behauptet, dass der Aufenthaltsort des Osama Bin Ladens schon lange bekannt gewesen sei. Dass man ihn erst jetzt finden konnte, „gehört in die Sammlung der üblichen Ammenmärchen der Geheimdienste, vor allem des CIA“, schreibt Buchholz. In Wahrheit ginge es um „innen- und außenpolitische Erwägungen“, behauptet Buchholz, um den Bogen zu Angela Merkel zu spannen:
Vor allem passt die unverzügliche, geradezu vorlaute Begrüßung dieses verbrecheichne Unternehmens durch die Bundskanzlerin, um den ‚Schulterschluss‘ zu den USA zu bekunden, in das innen- und außenpolitische Kalkül sowohl der USA wie der BRD.
Dies sei „verräterisch und entlarvend“, behauptet Buchholz. Bin Laden ist für Buchholz also gestorben, weil er die angebliche Warheit über den 11. September 2001 berichten konnte und weil die amerikanische Regierung auf diese Art und Weise den „Schulterschluss“ mit der deutschen Regierung üben wollte.
Diese gedanklichen Verdrehungen kolportiert Buchholz in der aktuellen Ausgabe der „Offensiv“. Ansonsten veröffentlichte der gelernte DDR-Jurist seine Texte im „Kai Homilius Verlag“, in dem verschwörungsideologische Bücher wie die „Pearl Harbour Lüge“ erscheinen. Verantwortlich für diese Bücher ist der konservative Autor Jan von Flocken, der dort auch Machwerke wie „Unser tausendjähriges Reich“ veröffentlichte und in der rechten „Jungen Freiheit“ publiziert. Im „Kai Homilius Verlag“, der die Texte des Erich Buchholz publiziert, erscheint auch die „Compact“-Zeitschrift des „Linksnationalisten“ Jürgen Elsässer.
Erich Buchholz steht verschwörungsideologischen Internetportalen wie „NuoViso.TV“ zur Verfügung, das Filme wie „Die neue Feldordnung – den Kornkreisen auf der Spur“ veröffentlicht. Dort trifft er im Interview auf Michael Vogt, der mit seinem revisionistischen Film über Rudolf Heß traurige Bekanntheit erlangte.
Der Jurist scheint mit derartigen Personen allerdings ebenso wenig ein Problem zu haben, wie mit verschwörungsideologischen Internetportalen. Er steht sowohl diesen Internetportalen als auch „marxistisch-leninistischen“-Publikationen wie der „Offensiv“ zur Verfügungen, um Verschwörungstheorien zu propagieren.
Buchholz fungiert als Bindeglied zwischen offener Verschwörungsideologie und linken Zeitschriften, in denen ebenfalls verschwörungsideologische Versatzstücke zu finden sind. Ihnen ist ein Antiamerikanismus gemein, der in dem Glauben gipfelt, dass die amerikanischen Institutionen eine unglaubliche Macht besitzen würden, die sie zur jeder Schandtat befähigt.