Einige Jahre nach dem Erfolg des Blockbusters „Titanic“ kam Shane Van Dyke, ein erfolgloser Darsteller, der in ein paar Folgen der Serie„Diagnose – Mord“ zu sehen ist, auf eine grandiose Idee. Er wollte eine inoffizielle Fortsetzung des Kinoerfolgs in die heimischen Wohnzimmer bringen. Bereits zuvor war er in einigen Direct-to-DVD-Produktionen zu sehen; für seinen Titanic-Film schrieb Van Dyke das Drehbuch, übernahm den Regisseurs-Posten und trat als Hauptdarsteller in Erscheinung. „The Asylum“ ist für den Vertrieb zuständig, die Firma ist für Ripoffs, das heißt für billige Kopien bekannter Blockbuster, berühmt und berüchtigt.
Da Shane van Dyke unbedingt den Eindruck erwecken wollte, es handele sich um eine Fortsetzung des erfolgreichen Films, verlegte er die Handlung, von 1912 ins Jahr 2012. Ein egozentrischer, junger Millionär (Shane van Dyke), der aus ominösen Gründen von den klischeesierten Frauen umschwärmt wird, lässt das luxuriöseste Schiff der Welt bauen und tauft es auf den Namen „Titanic 2“. Da sein Herz aber noch immer für eine bestimmte Frau schlägt, kauft er diese als Krankenschwester auf sein Schiff ein und nutzt die Jungfernfahrt, um alte Beziehungsstrukturen zu erneuern. Als ein riesiger Eisberg das Schiff rammt, wiederholt sich die Handlung des originalen Blockbusters.
Shane van Dyke gibt den Leonardo DiCarprio. Ihm gelingt es ohne Weiteres, dessen schauspielerische Leistungen zu unterbieten. Was dem Zuschauer in „Titanic 2“ geboten wird, ist einfach nur unterirdisch. Das betrifft aber nicht nur die grottenschlechte Handlung und die schauspielerischen Leistungen, die bis auf Serien-Legende Bruce Davison, nicht einmal Soap-Niveau erreichen, sondern besonders die Special-Effects, gegen die MS-Dos-Computerspiele wie eine grafische Offenbarung wirken.
Der größte Teil des Films zeigt billige Kulisse. Das Innere eines Hubschraubers besteht aus zwei Plastikstühlen und etwas Metall, das Treppenhaus des Schiffes erinnert eher an das Treppenhaus eines Parkhauses, die Schiffsmaschinen an eine Flußfähre und die Brücke an einen Lagerraum. Wahrscheinlich war es schlicht zu kostspielig die RMS Queen Mary, auf der einige Außen-Aufnahmen entstanden, für den ganzen Film zu mieten. Vielleicht kommt deswegen auch Wasser, außer in den grottigen CGI-Szenen, nur am Rande und lediglich Tröpfchenweise vor. Dafür gibt es einen gigantischen Mega-Tsunami und Logiklöcher, die so riesig sind wie der Eisberg im Film.
Shane van Dyke hat einen Film geschaffen, über den man sich nicht einmal belustigen kann, denn„Titanic 2“ ist nicht trashig scheiße, sondern einfach nur scheiße. Den Film kann man für unter zehn Euro beim Versandhaus „Amazon“ oder auf dem Grabbeltisch der nächstgelegenen Videothek erwerben. Geld in Müll zu investieren war noch nie einfacher.