Antikommunismus aus Bonn

Der konservative RCDS nutzte eine Tagung des Studierenparlaments  der Universität Bonn, um mit antikommunistischen Thesen gegen die Teilfinanzierung einer Lesung des ehemaligen RAF-Kaders Lutz Taufer vorzugehen. Am 06. Dezember 2017 präsentierte der heutige Entwicklungshelfer im Buchladenkollektiv Le Sabot seine Autobiographie. Vorab inszenierte sich die konservativ-liberale Opposition als Verteidigung der bürgerlichen Ordnung. Dabei schwiegen sie von den anti-israelischen Positionen des Vorlesers. Umso vehementer wandten sich Konservative gegen diesen Blog.

Lutz Taufer beteiligte sich an der am 24. April 1975 an der Geiselnahme in der deutschen Botschaft in Stockholm. Ziel war die Befreiung von RAF-Mitgliedern wie Ulrike Meinhof und Andreas Baader. Im Verlauf der Aktion ermordete das Kommando zwei Diplomaten der Botschaft, bevor sie Sprengstoff einsetzten. Heute ist Taufer ein NGO-Akteur, der im Vorstand des sogenannten Weltfriedensdienstes sitzt. In dieser Funktion dämonisiert das resozialisierte Mitglied der deutschen Gesellschaft nun Israel. Er spricht vom “Siedlerregime”, das für das Unglück in der Region verantwortlich sei: “Die palästinensische Bevölkerung leidet seit Jahren unter der israelischen Besatzung”, die aus “fanatischen israelischen Siedlern und Soldaten” bestünde, lehrt dieser deutsche Entwicklungshelfer, der seine Autobiographie präsentiert

Weil der AStA der Universität Bonn die örtliche Lesung teilfinanzierte, empörten sich der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und die Liberale Hochschulgruppe (LHG). Taufers anti-israelische Einordnungen benannten die Gruppen nicht. Stattdessen ergingen sie sich in üblichen Anklagen, die gegen ehemalige RAF-Mitglieder erklingen. Der Vorleser habe sich “nur unzureichend von der RAF distanziert“, definierten die örtliche Dependance der Deutschliberalen. Durch Taufer sei eine “Aufarbeitung behindert”, schrieben diese Kneipenbesucher, die nach “einem Historiker” riefen, während sie von anti-israelischen Positionen schwiegen. Die Konservativen übten sich nach eigenen Angaben im Anprangern, weil “Taufer das Weltbild der RAF nicht abgelegt hat”. Ihren Populismus belegten diese Verantwortlichen durch eine Grafik, die das Logo der linksdeutschen Bande zeigt, die 1998 ihre Auflösung erklärte. “Sowas darf nicht passieren”, heißt es daneben zum Thema.

Mit dem Hashtag “AstaSkandal” sowie mit einem Vorwurf aus der Mottenkiste des deutschen Antikommunismus wandte sich der RCDS an seine Fans: “Seine Weltanschauung bleibt offenbar unserem Staats- und Wirtschaftssystem gegenüber feindlich”, warnten sie in einem Statement. Solche Angst vor dem Kommunismus, dem “Schrecken der bürgerlichen Welt”, war die ideologische “Grundtorheit”. Daher empörten sich diese Konservativen über den geläuterten Entwicklungshelfer, der erneut zum Kommunisten avancierte. Dafür schwiegen sie von den anti-israelischen Positionen des ehemaligen RAF-Mitglieds, der klassische Codes wie “Land- und Watergrabbing” verwendet, wenn es um Israel geht. Statt diesen Antisemitismus zu denunzieren, übten sich konservative Nachwuchspolitiker im Verharmlosen und Relativieren.

Als die Positionen dieses Vorlesers durch die Redaktion der Studenzeitschrift akduell thematisiert wurden, distanzierte sich der RCDS nicht vom Antisemitismus. Einlassungen des Entwicklungshelfers, die ich in diesem Weblog dokumentierte, machten diese Konservativen stattdessen zu “Antisemitismus-Vorwürfen”. Dabei wandte sich die Gruppierung gegen diesen Weblog, der mit einer Einordnung ausgezeichnet wurde: “Den Artikel des Blogs Ferne Welten, der die Vorwürfe erhebt, erscheine dem RCDS als ‘nicht seriös’“, berichtet akduell. Der Autor registrierte die Auszeichnung mit Freude. “Alles richtig gemacht”, sagt ein Genosse, der mich mit Mao neckt: “Wenn wir vom Feind bekämpft werden, dann ist das gut; denn es ist ein Beweis, daß wir zwischen uns und dem Feind einen klaren Trennungsstrich gezogen haben.”

Die Jungsozialist_innen der Noske- und Schröder-Partei, die sich mit Sigmar Gabriel einen wortgewaltigen Einflüsterer gegen Israel leistet, sprachen sich im Verlauf der Debatten gegen Veranstaltungen mit Lutz Taufer aus. Zuvor verteidigten diese Sozialdemokrat_innen dessen Lesung mit der Begründung, dass das “Eintreten gegen Extremismus” eine “Auseinandersetzung mit Aussteigern” erfordere. Später distanzierten sich die Jusos deutlich von Einlassungen des Entwicklungshelfers, wobei sie “israelbezogenem Antisemitismus und der damit verbundenen BDS-Bewegung” eine Absage erteilten. Von den Konservativen und Liberalen, die sich durch Antikommunismus bemerkbar machten, sind solche Kurskorrekturen zum Thema Taufer nicht zu erwarten.

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