“Volksdiplomat” aus Quakenbrück

Kapitalisten als dunkle Seite der Macht, während ein Darth Merkel eine Raute zeigt: Wahlwerbung für die Kommunalwahlen in Oldenburg, bei der die Linkspartei eine eindeutige Politik betreibt. Der örtliche Ableger der Partei missbraucht nicht nur eine Figur aus der „Krieg der Sterne“-Mythologie, um Wähler zu werben, sondern lud auch zu Wahlveranstaltungen. Am 24. August referierte der Kreistagsabgeordnete Andreas Maurer zum Thema “Russland verstehen“. Der umtriebige Agitator, der vor kurzem die Krim bereiste, verbreitet in Interviews mit Ken Jebsen und dem eurasischen Faschisten Wjatscheslaw Seewald bezeichnende Weltbilder.

Maurer ist ein ehemaliger Politiker der CDU, der vor kurzem einem Portal ein Interview gab, dessen Symbol die Swastika ist. Auf dieser Seite wird ansonsten über eine „arische Rasse“ berichtet – und ordinärer Antisemitismus betrieben. Mit dem Betreiber des Portals, einem Ideologen der „arisch-slawischen“ Sache, traf sich der Kreistagsabgeordnete sogar auf der Krim, um den Anschluss des Territoriums zu legitimieren. Dem ersten Interview mit Wjatscheslaw Seewald folgte ein weiteres Gespräch. Wenig später setzte sich der Politiker mit einem Vordenker der reaktionären “Montagsmahnwachen für den Frieden” ins Studio, um von den Leiden der deutschen Wirtschaft zu künden, die auf der Krim ins Hintertreffen geraten sei.

Maurer

Der “Volksdiplomat” im Gespräch mit Wjatscheslaw Seewald, der eine Swastika verwendet.

Im Gespräch mit Ken Jebsen gab Maurer, der im niedersächsischen Quakenbrück zu Hause ist, einen ganz besonderen Einblick in sein politisches Denken: „Der Russe verhandelt gerne in der Sauna“, berichtete Maurer, der die Reise auf die Krim als Teil seiner „Volksdiplomatie“ sieht. “Die Chinesen, die schlafen nicht“, warnte der Abgeordnete aus Quakenbrück, dem es auch um deutsche Wirtschaftsbeziehungen geht. Schließlich könne Deutschland „auf so einen Markt einfach nicht verzichten“. Als Vorkämpfer für den deutschen Standort macht er außerdem „Probleme“ aus, „Leute“ aus anderen Ländern „aufzunehmen“. Ganz anders Russland, so Maurer.

Während der Kreistagsabgeordnete die russische Presse und die Flüchtlingspolitik Putins lobt, macht er sich „als Vater“ und „als Mensch“ umso mehr Sorgen um die deutschen Medien. „ARD, ZDF und TAZ“ dienen im Interview als Feindbild. Der Kreistagsabgeordnete positioniert sich zudem gegen die USA, die er – gemeinsam mit Ken Jebsen – für ein Embargo verantwortlich macht, unter dem Deutschland und Russland leiden würde. Im Interview bedient sich der Linkspartei-Politiker einer Sprache, die bei den Fans des Ken Jebsen ankommt. „Die Gesellschaft muss aufwachen“, forderte der Politiker.

Am 24. August waren ganz ähnliche Thesen zu hören. Damals referierte der Abgeordnete vor etwa 30 Zuschauern, um über seine Reise auf die Krim zu berichten. Die hiesige Linkspartei verbreitete Teile des Vortrags, der in einem esoterischen Waldorf-Kaffee gehalten wurde, über die eigene Facebook-Seite. Dort werden ansonsten Beiträge von “RT” und “Sputniknews” beworben. Das Interview, das Maurer dem verschwörungsideologischen Akteur Ken Jebsen gegeben hatte, wurde ebenfalls geteilt.

Vielleicht zeigt diese Praxis, wie sich die örtliche Partei positioniert. Der Kreisverband aus Oldenburg lädt einen „Volksdiplomaten“, der einem antisemitischen Portal ein Interviews gab, als Referenten. Hiesige Wähler scheint diese Form von Politik zu überzeugen. Bei den Kommunalwahlen erreichte die Formation, die gute Kontakte ins Saarland pflegt, rund zehn Prozent der Stimmen.

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