Nazis im Weltall? Nicht nur in der originalen Star Trek Serie um Captain Kirk und den Vulkanier Spock wurde diese Thematik aufgegriffen. In einer Nachfolgeserie wurde das Thema sogar für einen abendfüllenden Zweiteiler benutzt, der auf den Namen „Stormfront” getauft wurde.
Die Science-Fiction-Serie „Enterprise“ behandelt die Abenteuer des gleichnamigen ersten Raumschiffs diesen Namens. Obwohl diese Serie in der Zeitlinie etwa 100 Jahre vor den klassischen Abenteuern um Captain Kirk und Co spielt, wurde sie als letztes — von 2001 bis 2005 — produziert, bevor das Star Trek Frenchise sang und klanglos aus dem Fernsehen verschwand.
Viele Star-Trek Fanatiker_innen, die sich Trekkies nennen, ist diese Serie besonders verhasst, weil sie mit gängigen Erzähltraditionen des Star Trek Universums brach. Der „Canon“ ist das heilige Buch der Trekkiesund genau diesen „Canon“ sehen die Star-Trek-Jünger_innen durch die neuere Serie verletzt, unter anderem weil sie moderner wirkt als die originale Serie, die in in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts produziert wurde.
In der Serie „Enterprise“ muss die Crew der Enterprise NX-01, die von Captain Jonathan Archer befehligt wird, eine außerirdische Bedrohung zurückschlagen. Die Xindi, eine Allianz verschiedener Außerirdischer, töten bei einem Anschlag ungefähr 300 Millionen Menschen. Die Enterprise muss diese Bedrohung zurückschlagen und reist zu den Heimatwelten der Xindi, um eine weitere Terror-Waffe zu beseitigen.
Hier gibt es einen durchgehenden Handlungsbogen. Statt „Monster of the Week”–Folgen, die losgelöst zu betrachten sind, gibt es eine durchgängige Handlung. Diese neue Erzählstruktur stieß einigen Star Trek Fans übel auf. Dabei ist es gerade diese durchgehende Handlung, die sich an Ereignissen der Gegenwart orientiert, die eine durchgehende Spannung erzeugt. Viel Star Trek Fans erwiesen sich allerdings als sture Traditionalist_innen, die mit dieser modernen Erzählstruktur ihre Probleme hatten.
Die dritte Staffel der Serie entstand direkt nach den Terroranschlägen 11. September 2001, der unübersehbar als Vorlage diente. Die Crew sah sich verschiedenen moralischen Problemen ausgesetzt: Etwa, ob es möglich sei, einen Gefangenen zu foltern oder psychisch zu destabilisieren, um an Informationen zu kommen. Die Serie beantworte diese Fragen positiv und versuchte sich trotz dem an dem „Humanismus“zu orientieren, der die Star-Trek-Serien auszeichnet. Die Crew drohte an den Folgen ihrer Handlungen zu zerbrechen.
Mit anderen Fragen wurde die Crew in der vierten Staffel und letzten Staffel der Serie konfrontiert. Die Enterprise wird, nach dem sie die Bedrohung durch die Xindi abgewendet hat, in einen Zeitstrudel gezogen. Das Schiff landet in einer alternativen Zeitlinie, in der die Nazis bereits große Teile der USA besetzt haben: So weht die Hakenkreuz-Fahne über dem Weißen Haus in Washington. In Chicago wehren sich die Gangs, mit ihren Mitteln, gegen die Besatzer_innen. Doch diese Nazis haben sich mit ganz anderen Wesen verbündet, die sie mit Techniken aus einer fernen Zukunft versorgen: Kampfflugzeuge können auf diese Art und Weise mit Laserstrahlen ausgerüstet werden. Die Außerirdischen sind gestrandet. Sie bauen einen Zeittunnel um in ihre Welt und ihre Gegenwart zurückzukehren. Dafür nehmen sie die Kolloboration mit den Nazis in Kauf. Aber auch andere Außerirdische versuchen, in diesem temporalen Krieg, ihre Interessen zu vertreten.
Captain Archer und seine Crew versuchen aus diesem Schlamassel zu entkommen. Dabei kommen sie sowohl in Kontakt mit dem amerikanischen Widerstand, als auch mit Zivilist_innen, die sich nach einem besseren Leben – ohne Nazis – sehnen. Vom realen Grauen, dass die Nazis, in der Realität verursachten und vom systematischen Morden bekommen die Zuschauer_innen nichts zu sehen. Die ganz realen Folgen, die eine Besetzung der USA für Jüdinnen und Juden gehabt hätte, werden nicht aufgezeigt. Vom Rassismus der Nationalsozialisten wird ebenfalls geschwiegen: Selbst die junge Afroamerikanerin, der sich Archer und Co annehmen, zieht es vor in das besetzte Chicago zurückzukehren, anstatt in den freien Teil der USA.
Wie auch in der klassischen Serie gelingt es nicht, den Nationalsozialismus als barbarische und menschenverachtende Ideologie zu beschreiben. Trotz alledem ist die Idee einer Zeitreise in eine Welt in der die Geschichte anders verläuft — um mit Spock zu sprechen — „fazinierend”.
Aus dem Thema wurde allerdings viel zu wenig gemacht, die 08/15 Bösewichte wurden diesmal in Nazi-Uniformen gesteckt. Mit dem ganz realen Grauen des Nationalsozialismus haben die Folgen der Serie „Enterprise” wenig zu tun. Trotz dieser Mängel ist die Serie, gerade wegen der dritten Staffel, durchaus sehenswert.