Die Monatszeitschrift „Rotfuchs“, die sich als „unabhängige kommunistisch-sozialistische Zeitschrift für Politik und Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft“ beschreibt, betreibt eine offensive Verklärung der Vergangenheit. Die Autoren der Zeitschrift haben ein Problem mit „Intellektuellen“, „Cowboys“, Israel sowie angeblichen „Parasiten“. Dabei gehört eine deutschnationale Verklärung der Deutschen Demokratischen Republik zum guten Ton.
In jeder Ausgabe dieser Zeitschrift finden sich Artikel, mit denen die Geschichte des „anderen Deutschlands“ aufgegriffen und glorifiziert wird. Der „Arbeiter und Bauernstaat“ hätte „mit dem planmäßigen Aufbau der sozialistischen Gesellschaft begonnen“, heißt es in einem Leitartikel. Deswegen ist man „stolz darauf Bürger der DDR gewesen zu sein, des besten Deutschland das es bisher gab“ (Nr. 8, 09/98). Die „Annexion“ durch die Bundesrepublik sei ein „schwerer Verlust für Deutschland“ gewesen (Nr. 11, 12/98). Schließlich sei ein „Land der täglichen Geborgenheit“ verloren gegangen.
Diese Geborgenheit möchte der „Rotfuchs“ bieten. Er wirbt mit „Nähe, Wärme, Verwurzelung“ und„Geborgenheit“ (Nr. 73, 02/2004). Diese Angebot nutzen nach eigenen Angaben 25.000 ständige Leser_innen. Damit gehöre man „zu den tonangebenden und Maßstäbe setzenden linken Publikationen in Deutschland“, behauptet der „Rotfuchs“ (Nr. 100, 05/2006).
Gegen „Parasiten“
Parteipolitisch steht der Rotfuchs fast ganz alleine da. Die Linkspartei sei sozialdemokratisch, die Deutsche Kommunistische Partei revisionistisch und auch die anderen K-Gruppen erfüllen nicht das, was der„Rotfuchs“ von echten „Kommunisten-Sozialisten“ erwartet.
Die Partei die Linke wurde schon zu PDS-Zeiten als Partei des „antimarxistischen Revisionismus“ (Nr. 25, 02/2000) angegriffen. Die Aufgabe der Zeitung sei es „Revisionisten in der Arbeiterbewegung und Opportunisten unter den Linken beharrlich zu attackieren“ (Nr. 31, 08/2000). Gemeint sind hier eigentlich alle anderen Linken, die die plumpe Nostalgie und die unkritische Huldigung der DDR nicht mitmachen wollen. Radikale Linke werden mit dem Verweis auf Lenin und dessen Buch „Der ‚linke Radikalismus‘ – die Kinderkrankheit im Kommunismus“ abgewatscht. Die Redaktion des „Rotfuchs“ sieht in vielen Personen aus dem linken Spektrum den Feind und formuliert auch daher ein „Feindbild“.
Besonders die Gruppe „kleinbürgerlicher Intellektueller“, gemeint ist Gregor Gysi, wird ein ums andere Mal angegriffen. Innerhalb linker Parteistrukturen sieht der„Rotfuchs“ gar eine „‚fünfte Kolonne‘ bestehen“ (Nr. 65, 06/2003). Von den „Intellektuellen“ und der„Kolonne“ fühlt sich der „Rotfuchs“ ganz besonders bedroht. Schließlich würde „der Gegner“ sich der„gezielten Zersetzung“ und „der Unterwanderung“ bedienen (Nr. 95, 12/2005). So bedient man immer wieder ein antiintellektuelles Ressentiment.
Die heutige Nationalsozialisten seien keine „Hauptgefahr“, belehrt der „Rotfuchs“ seine Leser. Die wirkliche Gefahr seien die „Faschisierer“, die sich „eloquent geben“ und „Tennis und Golf“ spielen (Nr. 46, 09/2001): „Der heutige Faschismus trägt Nadelstreifen und ist in den bürgerlichen Parteien verankert“(Nr. 86, 03/2005), behauptet der „Rotfuchs“. Jeder einzelne Politiker sei jedoch nur ein „Strohmann der eigentlichen Regisseure“ (Nr. 96, 01/2006). Diesen „Ausbeutern und Parasiten“ hat man den Kampf angesagt.
Es ist die Sprache des personifizierten Antikapitalismus, die vom „Rotfuchs“ genutzt wird. Das erinnert an antisemitische Karikaturen aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, die auch in den Presseerzeugnissen der Kommunistischen Partei Deutschlands zu finden waren: „Auf der Titelseite zeigte die Rote Fahne 1925 einen muskulösen Arbeiter, der mit nacktem Oberkörper in einer Fabriklandschaft steht. In seinen kräftigen Händen hält er zwei kleine, dickliche Menschen, durch ihre Kleidung als Industriekapitalist und Großgrundbesitzer zu erkennen. Daneben ist zu lesen: ‚Entfernt die Parasiten. Wählt Kommunisten‘“. Ähnliche Karikaturen finden sich auch im „Rotfuchs“. Dort sind dickbäuchige Kapitalisten zu sehen, die sich am Leid der Arbeiter_innen laben.
Im „Rotfuchs“ finden sich Theorien über die Einwanderung, die als Tat der „Kapitalisten“gedeutet wird. Dort wird zwar beklagt, dass „politische Migranten schroff“ zurückgewiesen werden. Anderseits spricht man aber von „‚Menschenströmen‘“, die nach Deutschland geholt werden würden: „Man denke nur an die massenhafte Aufnahme albanischer UCK-Terroristen (…) und die Zuwanderung fragwürdiger ukrainischer Antragsteller“, heißt es im „Rotfuchs“ (Nr. 87, 04/2005). Statt für „Zuwanderung“ durch Ukrainer erwärmt man sich im „Rotfuchs“ eher für die „Volkstribune“ Lateinamerikas. Das „anfeuernde Beispiel solcher Persönlichkeiten wie Venezuelas Präsidenten Hugo Chavez (…), Bolivens Evo Morales, der die indianische Komponente einbringt (…)“ sei von „hohem Wert“, lobt die Zeitschrift (Nr. 110, 03/2007).
Gegen „Cowboys“
Außenpolitisch erfüllt die Zeitschrift jedes Klischee, so dass man bei einigen Artikeln geneigt ist, an Satire zu glauben. Doch die antiamerikanische und antiisraelische Hetze ist durchaus ernst gemeint. Washington sei das „Mekka der Manipulierung“, das an der Spitze der „Faschisierer“ stehen würden. Überhaupt werden „die Völker des Westens von Erpressern regiert“, die dem 11. September 2001 als Fanal genutzt hätten. Dabei sei der Terroranschlag auf das World Trade Center doch „vermutlich vom eigenen Geheimdienst ‚angeregt“ worden, behauptet der „Rotfuchs“ (Nr. 130, 11/2008) und vergleicht diesen Terroranschlag immer wieder mit dem Reichstagsbrand.
Im „Rotfuchs“ finden sich allerdings auch noch andere Verschwörungstheorien. Der damalige Präsident John F. Kennedy sei „wohl vom eigenen Geheimdienst erschossen“ worden, weil er die Macht der Banken brechen wollte, heißt es in einem verschwörungstheoretischen Text, der von den „Rothschilds und Rockefellers“ spricht und mit dieser Chiffre einen strukturellen Antisemitismus betreibt (Nr. 125, 06/2008).
„Sie“ würden „ihre Lüge vom ‚Angriff auf Amerika‘“ dazu benutzen Kriege zu führen (Nr. 47, 12/2001), deswegen müssen „sie“ vor ein Kriegsgericht gestellt werden, fordert der „Rotfuchs“. Diese Phantasie, die amerikanischen Politiker_innen vor einem Gerichtshof zu verurteilen, findet sich oftmals in dieser Zeitschrift, die amerikanische Politiker_innen immer wieder in die Nähe zum Nationalsozialismus rückt: „Wer (…) den Erstschlag propagiert, gehört geächtet und gerichtet. Nürnberg lässt grüßen“ (Nr. 59, 12/2002).
Hinter den amerikanischen Politikern verortet der „Rotfuchs“ jedoch ganz andere: „Hinter ihnen stehen jene, die Amerika tatsächlich regieren. Sie verfolgen einen diabolischen Plan zur Erorberung der Welt“ (Nr. 61, 02/2003). Der Außenpolitik der USA werden „faschistische Züge“ unterstellt, die es „seit Hitler“ nicht mehr gegeben hätte.
Nicht nur während des Irakkriegs wurde das Feindbild des „Cowboys aus Texas“, des „Geisteskranken“ George W. Bush, aufgegriffen, der „in die Zwangsjacke“ gehöre, weil er „im Geiste Hitlers“ agieren würde (Nr. 63, 04/2003).
Vergebliche Hoffnung setzte der „Rotfuchs“ damals zunächst in der irakischen Armee, die „tapfer und ausdauernd ihre Heimat, ihr Volk gegen“ die „Invasoren“ verteidigte. Man verdammte den „Abschaum der Auslandsiraker“, die sich als „CIA-Marionetten“ zur Verfügung stellen würde und konstatierte befriedigt: „Nie war der Hass auf die Regierenden der Vereinigten Staaten so groß“ (Nr. 64, 05/2003).
Der Hass auf die Vereinigten Staaten führt beim „Rotfuchs“ dazu, dass man sich mit allen Regimes verbunden fühlt, die den USA den geistigen Krieg erklärt haben. Früher war es der Irak, heute ist es das antisemitische Regime im Iran, in das Hoffnungen gesetzt werden.
Die Iraker sah man bereits 2004 ganz besonders bedroht. Die Giftgasopfer des Baath-Regimes um Saddam Hussein spielten keine Rolle. Schließlich geht es in der Zeitung um einen unbändigen Hass auf die Vereinigten Staaten, der diesem Staat alles zutraut. Damals sprach man von dem von „Ausrottung bedrohten irakische Volk“. Damals halluzinierte der „Rotfuchs“ von der Gefahr eines Angriffs der USA auf den Iran, Nordkorea und Kuba durch „die Kriegsbesessenen in Washington“ (Nr. 83, 12/2004).
Das ist nicht eingetreten, weil die Behauptungen des„Rotfuchs“ aus einer paranoiden Angst vor den USA entsprungen sind, die diesem Staat einen Drang nach Weltherrschaft und Vernichtung unterstellt.
Präsident Obama hielt man zunächst zugute, dass er auf die „Cowboyrhetorik“ verzichten würde. Allerdings nahm es der „Rotfuchs“ ihm übel, dass er in der „Kernfrage des Nahostkonflikts (…) nichts Greifbares, nichts Neues“ geboten hätte (Nr. 139, 08/2009). Etwaige Sympathien hat Obama allerdings mit dem Tod Osama bin Ladens verspielt. In einem Artikel wurde die Behauptung aufgestellt, dass „die Tötung von Menschen in den USA offenbar einen ganz besonderen Grundwert darstellt“ (Nr. 163, 08/2011). Während die Opfer des islamistischen Anschlags auf das World Trade Center im „Rotfuchs“ kein Mitleid erwarten durften, wurde Osama bin Ladens Tod ganz deutsch betrauert.
Gegen Israel
Kriege beklagt die Zeitschrift immer dann, wenn sie von sogenannten „imperialistischen Staaten“ geführt werden. Das Vorgehen der russischen Armee in Tschetschenien spielt beispielsweise keine Rolle. Andere Kriegsparteien werden sogar mit Sympathie bedacht.
Diese vermeintlichen Friedensfreunde haben mit Kriegen kein Problem, solange sie von den richtigen Gruppen und Staaten geführt werden. So finden sich im „Rotfuchs“ auch immer wieder Huldigungen des „palästinensischen Volkes“ und seiner Organisationen.
Vor allem das Vorgehen der israelischen Armee ist seit Jahren Anlass für andauernde Hetze. Es ist das Bild „des alles niedertrampelnden, auf territoriale Expansion und völkische Homogenität setzenden Israeli“, das vom „Rotfuchs“ propagiert wird.
Grundsätzlich ist von „Tel Aviv“ die Rede, weil Jerusalem für den „Rotfuchs“ nicht die Hauptstadt des israelischen Staates ist. „Tel Aviv“ würde einen „Ausrottungskrieg gegen die Palästinenser“ führen. Die israelische Regierung sei für den grassierenden Antisemitismus verantwortlich, nicht nur weil „seine reihenweise niedergemähten Opfer Reihenweise semitische Araber“ seien, sondern weil sie mit „ihrem Blutbad“ die „schlimmste antisemitische Welle seit Jahren ausgelöst“ hätten (Nr. 51, 04/2002).
Hier wird einerseits die dumpfe Propaganda, auch bei Araber_innen „handele es sich um Semiten“, deswegen sei das Vorgehen der israelischen Regierung antisemitisch, aufgewärmt. Andererseits reproduziert der „Rotfuchs“ das antisemitische Klischee, das Jüdinnen und Juden für den Antisemitismus verantwortlich macht, indem das Handeln der israelischen Regierung als letztendlicher Auslöser für Hakenkreuze auf jüdischen Friedhöfen oder Brandstiftungen auf Synagogen gedeutet wird.
Die Situation der „Palästinenser“ wird ein ums andere Mal mit der Situation der Jüdinnen und Juden in Nazi-Deutschland gleichgesetzt: „Seit 40 Jahren sind die palästinensischen Bürger für Tel Aviv Freiwild – wie die Juden unter Hitler“ (Nr. 124, 05/2008). Ein Höhepunkt dieser Hetze ist sicherlich eine Überschrift, die dem israelischen Staat einen „Amoklauf“ unterstellt: „Israels antisemitischer Amoklauf im Ghetto Gaza“, heißt es in einer Rotfuchsausgabe aus dem Jahr 2009 (Nr. 133, 02/2009).
Dem „palästinensischen Volk“ und der Hamas gilt dagegen sämtliche Sympathie des „Rotfuchs“: „Die Hamas ist nicht das Monster, das man uns permanent einreden will. Sie ist eine rechtskonservative, aber legitime Partei, die auf korrekte Weise gewählt wurde“. Diese antisemitische Organisation wird zu einem„strategischen Verbündeten“ im „Kampf gegen Besatzung“. „Ich übe Solidarität mit der Hamas“, schreibt ein „Rotfuchs“-Autor stolz im Jahr 2010 (Nr. 154, 11/2010).
Die industrielle Vernichtung der Jüdinnen und Juden wird wiederum mit dem Verweis auf andere Opfer relativer: „Wer das Wesen des deutschen Faschismus auf den mit dem Wort Holocaust umschriebene Genozid an jüdischen Menschen einengt, verschweigt die weitaus umfassendere Barbarei des Hitlerfaschismus. Fast 25 Millionen Sowjetbürger, Millionen Polen, Sinti und Roma fielen dem Wüten der deutschen Faschisten zum Opfer“, heißt es in einem Rotfuchs-Artikel (Nr. 135, 04/09) Der israelische Staat wird als „von den USA aus gesteuerter Hort des jüdischen Monopolkapitals“ bezeichnet. Diese antisemitische Legende vom „jüdischen Monopolkapital“ wird auch im Rotfuchs aufgewärmt. Dort findet sich viel unverhohlenere antisemitische Hetze.
Gegen „die Rotschilds“
Es seien die Banken gewesen, die „durch die Rothschilds kontrolliert“ werden, die die „Federal Reserve Bank“ in den USA geschaffen hätten, heißt es beispielsweise in einem Artikel, der sich der Rothschilds bedient, um mit dieser Chiffre antisemitische Hetze zu betreiben (Nr 129, 10/2008).In der neuesten Ausgabe (Nr. 164, 09/2011) der „linken“ Monatszeitschrift „Rotfuchs“ erreicht diese antisemitische Hetze einen weiteren Höhepunkt.
Im Leitartikel schreibt der Chefredakteur Klaus Steininger, von dem eine Vielzahl der hier zitierten Artikel stammt, einen weiteren Beitrag, dessen Antisemitismus offensichtlich ist. Es geht mal wieder um „die Rothschilds“, die von Antisemiten oftmals herangezogen werden, wenn es darum geht die angebliche jüdische Macht zu beschreiben.
Auch die Nationalsozialisten nutzten diesen Namen, um eine üble antisemitische Hetze zu betreiben. Davon zeugen unter anderem verschiedene Propaganda-Filme. Die Nationalsozialisten nutzten diesen Namen, um auf ein angebliches „jüdisches Finanzkapital“ hinzuweisen: „Das Haus Rothschild ist nur ein Beispiel für die Taktik der Juden, das Netz ihres finanziellen Einflusses über die arbeitende Menschheit zu spannen“, heißt es in dem antisemitischen Hetzfilm „Der ewige Jude“,
Bis heute erfreuen sich derartige Verschwörungstheorien, die den Rothschilds eine ungeheure Macht nachsagen einer ebenso ungeheuren Beliebtheit. „Die Rothschilds“, die es in dieser Form nie gab, werden von Antisemiten verschiedenster Couleur herangezogen, um antisemitische Verschwörungstheorien zu propagieren.
Im „Rotfuchs“-Beitrag werden „die Rothschilds“ als Kräfte beschrieben, die für den weltweiten Kapitalismus verantwortlich gemacht werden: Dieser „Clan“, „der bis 1901 in Deutschland operierte und dann von London und Paris aus die koloniale Expansion Englands und Frankreichs vorantrieb, war und ist das Kapital selbst“, heißt es gleich zu Beginn des Beitrags. Der „Clan“ dient als absolute Personifizierung des Kapitals. Der „Rotfuchs“-Chefredakteur beschreibt also eine jüdische Familie als „das Kapital selbst“ und betreibt auf diese Art und Weise eine ungeheurere Hetze, die an die Propaganda der Nationalsozialisten erinnert.
Diese Hetze erinnert allerdings auch an die Propaganda der Kommunistischen Partei Deutschlands, die in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts gegen das „Judenkapital“ hetzte. „Sie rufen auf gegen das Judenkapital, meine Herren? Wer gegen das Judenkapital aufruft, meine Herren, ist schon Klassenkämpfer, auch wenn er es nicht weiß. Sie sind gegen das Judenkapital und wollen die Börsenjobber niederkämpfen. Recht so. Tretet die Judenkapitalisten nieder, hängt sie an die Laterne, zertrampelt sie“, hetzte das ZK-Mitglied Ruth Fischer am 25. Juli 1923 in einer Versammlung, an der auch völkische Kommilitonen teilnahmen.
In dieser Tradition des „linken“ Antisemitismus steht auch Klaus Steininger und sein „Rotfuchs“, in dem „die Rothschilds“ tatsächlich „als das Kapital selbst“ beschrieben werden. Er geht allerdings noch über diesen „linken“ Antisemitismus hinaus. Ruth Fischer fragte am Ende ihrer Rede „wie stehen Sie zu den Großkapitalisten, den Stinnes, Klöckner?“. Klaus Steininger erwähnt keine anderen „Großkapitalisten“, sondern behauptet, dass es„die Rothschilds“ seien, die „das Kapital selbst“ sind.
In dem Artikel finden sich alle Versatzstücke, für die der „Rotfuchs“ in den vergangenen Jahren stand. „Auschwitz war kein ‚deutscher Genozid‘, sondern eine Ausgeburt der faschistischen Herrschaftsform des Kapitalismus“, heißt es dort beispielsweise. Dort findet sich auch ein plumper Antiamerikanismus, der das Massaker im vietnamnesischen My Lai als „Amoklauf vertierter Söldner im Dienste des Monopolkapitals der Vereinigten Staaten“ darstellt.
In seinem Artikel wiederholt Steininger die Behauptung, „daß Araber – also auch die durch Israel drangsalierten und in Gaza ghettoisierten Palästinenser – wie die Juden Semiten sind“ und zieht die Schlussfolgerung: „Die fanatischsten Antisemiten findet man derzeit im Kabinett Netanjahu“. „Das, was in und um Gaza geschieht, ist daher ein antisemitisches Verbrechen“, behauptet Steininger. Er endet mit der Verschwörungstheorie von einer „prozionistischen Israel-Lobby“ in der Partei die Linke, bei der der „Berliner USBotschafter“ seine „Hand im Spiel gehabt haben könnte“. Der Artikel gipfelt der Aufforderung, „die entschlossene Attacke auf die Rothschilds“ zu führen.
Es ist ein offener Antisemitismus, der den Leser_innen aus dem „Rotfuchs“ entgegen schreit. Wenn diese üble Zeitschrift wirklich zu den „tonangebenden und Maßstäbe setzenden linken Publikationen in Deutschland“ gehört, wie es die Macher des Blattes behaupten, steht es mehr als schlecht um die die Linke. Sie ist dann vor allem Deutsch, dass heißt antisemitisch und antiamerikanisch.
Hier sind „Zerfallstendenzen“ erkennbar, die „dicht unter der Oberfläche des geordneten, zivilisatorischen Lebens, äußerst weit fortgeschritten“ sind. Der offene Antisemitismus, die Forderung „die entschlossene Attacke auf die Rothschilds“ zu führen, verrät einiges über den Zustand dieser deutschen Linken, der man – nicht nur aber vor allem aus diesem Grund – nur mit Feindseligkeit begegnen kann. Der „Rotfuchs“ steht jeder emanzipatorischen Entwicklung im Wege und ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems, das sich Deutschland nennt.