m letzten Jahr fanden die „Weltfestspiele der Jugend und Studenten“ in Südafrika statt : Die Traditionsveranstaltung, die vom „Weltbund der demokratischen Jugend“ begründet wurde, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Ursprünglich waren die „Weltfestspiele“ eine Werbeveranstaltung für die „sozialistischen“ Staaten. Hier versammelten sich die Mitglieder der Staatsjugenden, zumeist in irgendeiner Hauptstadt des „Ostblocks“, um dem jeweiligen System und dem gemeinsamen „antiimperialistischen Kampf“ zu huldigen.
Nach 1989 wurden die„Weltfestspiele“ nach Cuba (1997) und Venezuela (2005) verlegt. Im Jahr 2010 fanden die Spiele in Südafrika statt. Hier versammelten sich die Delegierten verschiedenster Organisationen, um dem weltweiten Feind, dem „Imperialismus“, den Kampf anzusagen. Aus Deutschland reiste eine Delegation derSozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) nach Südafrika. Sie hinterließen ein Internet-Tagebuch, in dem sie ihre Eindrücke verarbeiten.
Dort freute man sich über das Feuer, das „als Zeichen des Beginns der 17. Weltfestspiele der Jugend und Studenten“ entzündet wurde. Man bemerkte, dass „wir uns mit Sicherheit nicht so natürlich und rhytmisch bewegen können“ wie die Südafrikaner_innen und erfreute sich an „Dancehall und traditioneller palästinensische Musik“. Auch sonst gab es es viel zu sehen. Die vietnamesische Delegation führte, zur Freude der SDAJler_innen einen “ traditionellen Vermählungstanz“ vor:
Das auserkorene Paar muss über Holzstäbe springen, die im Takt der Musik von anderen bewegt werden. Schaffen sie es, ohne ins Straucheln zu kommen, sind sie füreinander geschaffen.
Außerdem informiert die Delegation über „die Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes“. Ein „unschlagbares Highlight“, urteilen die Deutschen, die auch eine Nationalmannschaft bilden. Doch diese sei „leider am Abend bereits nach der Gruppenphase ausgeschieden“, weil sie „bei Spielgegnern wie den heroischen palästinensischen Freiheitskämpfern oder der klassenbewussten griechischen Arbeiterschaft“ natürlich keine Chance hatten. Dafür seien die Deutschen – wie im echten Leben – zu „‚Weltmeister der Herzen‘“ avanciert.
Es gab auch schlimme Erlebnisse. Etwa der Besuch des zweitgrößten Einkaufszentrums Südafrikas, das so gar nicht dem Bild vom „antiimperialistischen“ Kampf entsprach. Ein „wahrer Konsumtempel“ sei das gewesen, urteilen die Tagebuchschreiber_innen erschrocken. Doch „das antiimperialistische Tribunal“ versprach Ablenkung: „Bei diesem Tribunal werden die imperialistischen Aggressoren, die überall auf der Welt ihre Verbrechen begehen, angeklagt“ und natürlich – wie das bei Schauprozessen so üblich ist – verurteilt. Das waren die „Weltfestspiele“. Unbestätigten Gerüchten zufolge ist das nächste Event schon in Planung: Auch in Nordkorea soll es „traditionelle Vermählungstänze“ geben, über die die „Weltmeister der Herzen“ sicherlich mit ebenso großer Begeisterung berichten werden.