Am 07. April referiert der Kommunikationswissenschaftler Kerem Schamberger auf Einladung des “Oldenburger Friedensbündnis” zur Situation in der Türkei. Die Geschehnisse der vergangenen Monate seien ein “Putsch im Putsch”, heißt es in der Einladung. Andere Inhalte des Referenten finden leider keine Erwähnung. Dabei bezieht Schamberger Positionen, die er “ganz explizit” offenbart. Der Referent beurteilt Messermorde, denen seit 2015 mehr als 30 Israelis zum Opfer fielen. Statt Empathie zu entfalten, tritt Schamberger in die Fußstapfen deutscher Poeten: Während er Auschwitz zur israelischen Waffe macht, bezieht sich der Referent auf Personen, die die “nationale Einheit” und den “bewaffneten Widerstand” reaktionärer Organisationen begrüßen.
Kerem Schamberger ordnet Opfer und Täter_innen ein. Er findet emphatische Worte für Mörder_innen, die jüdische Menschen mit Messern attackierten. Der Referent legitimiert Attacken auf “BesatzungssiedlerInnen”, während er die antisemitische Motivation der Täter_innen verschweigt: “In ihrer Verzweiflung griffen palästinensische Jugendliche in den letzten Monaten zu Messern und Pistolen und versuchten Besatzungssoldaten und teilweise einfache Menschen anzugreifen.” Schamberger begeistert sich derweil für eine palästinensische Gruppierung, die Friedensverhandlungen mit Israel vehement bekämpft. Während sich dieser Akteur für die “Palestinian People’s Party” (PPP) einsetzt, verwandelt der Apologet den Gaza-Streifen in das “weltweit größte Freiluftgefängnis”.
In seinen blumigen Texten bezieht sich der reisende Blogger, der am Institut für Kommunikationswissenschaft an der LMU München tätig ist, gerne auf Weggefährten, die den geeinten bewaffneten Kampf anti-israelischer Banden preisen. “Im Sinne der nationalen Einheit würden” seine Begleiter “jeden unterstützen, der Widerstand leistet”, schreibt der Apologet. Solch ein Vorgehen scheint dem Referenten zu gefallen, der in den vergangenen Jahren regelmäßiger an den Zusammenkünften der Partei teilnahm, bei denen “Alkohol und andere Drogen (…) streng verboten” sind. Schamberger, der seine Tätigkeit “politische Berichterstattung” nennt, besuchte mehrfach die Farkha-Jugendfestivals im Westjordanland, an denen sich Anti-Imperialist_innen aus Europa beteiligen.
Begegnungen mit Freunden, die israelische Soldaten ermorden wollten, sorgten bei Schamberger für Freude: “Besonders freue ich mich einen jungen Genossen zu sehen, der die letzten beiden Jahre in israelischen Gefängnissen verbracht hat, da er auf einer Demonstration Soldaten mit Molotow-Cocktails beworfen haben soll.” Mit den patriarchalen Organisationsformen, die auf dem Festival gelebt werden, fand sich der Referent anscheinend ab. So seien Frauen zu “großen Teil auf die Küche und das Kochen beschränkt”, erkannte Schamberger. Kein Grund für deutsche Delegierte, zu denen der Apologet gehörte, die sofortige Abreise anzustreben. Seine Delegation dankte stattdessen für Speisen, die “die Frauen gekocht” hätten.
Das DKP-Mitglied, das sich für “Palästina” begeistert, sprach 2014 auf einer “Friedensdemonstration”. Schamberger begab sich damals auf die Spuren Martin Walsers, der eine “Auschwitz-Keule” erfand. Dem Staat der Shoah-Überlebenden warf der Referent vor, den industriellen Massenmord zu instrumentalisieren. Dabei deutete Schamberger das deutsche Verbrechen, das er auf den Kapitalismus zurückführte. Während er vom Nationalsozialismus schwieg, konstruierte der Redner eine erstaunliche Traditionslinie: “Auschwitz war die Ausgeburt eines menschenverachtenden kapitalistischen Systems und wir werden nicht zulassen, dass die heutigen Vertreter des gleichen kapitalistischen Systems, egal ob in den USA, der EU oder Israel es als Waffe benutzen um heutige Verbrechen zu rechtfertigen.”
Wer Thesen des Apologeten lauschen möchte, kann das hiesige Kulturzentrum besuchen. Am 07. April referiert Schamberger im städtischen PFL, um die Situation in der Türkei zu beleuchten. Dem “Friedensbündnis”, das Israel jedes Recht auf Außenpolitik abspricht, dürften auch andere Thesen des Referenten gefallen. Derzeit wird die Veranstaltung durch weitere Organisationen unterstützt. Laut Werbung in der “Oldenburger Rundschau”, die aufgrund ihrer reaktionären Inhalte erst kürzlich in der Jungle World erwähnt wurde, kooperiert das Bündnis mit dem Kreisverband der GEW. Unterstützer sind zudem die “Regionalgruppe des Demokratischen Gesellschaftszentrums der KurdInnen in Deutschland” (NAV-DEM), die Attac-Regionalgruppe Oldenburg sowie der Förderverein internationales Fluchtmuseum.
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