KC Rebell ist deutscher Künstler, der eine politische Agenda formuliert. Schon 2016 erschien der offenbarende Track “TelVision”, bei dem ihm die Musikanten PA Sports, Kianush und Kollegah unterstützen. Während die Rapper wütende Phrasen gegen die USA und Israel erbrechen, visualisiert sich der Hass durch Karikaturen vom Yankee und Juden. Die Musikanten, die sich als rebellische Gesellen inszenieren, produzieren nicht zum ersten Mal identitätsstiftende Hymnen für verschwörungsgläubige Fans. KC Rebell und seine Kameraden sind musizierende Wiederholungstäter. Fachportale und das Feuilleton verschweigen ihre Inhalte zu oft. Dafür begeistern sie sich fast immer für den Muskelkult der Kunstfiguren.
Inszenierung eines Musikanten
KC Rebell, ein “Essener kurdischer Herkunft”, gelangte im Alter von sieben Jahren nach Deutschland. Er landete dort, wo der Nationalsozialismus präsent ist. “Mein bester Freund war ein Nazi”, berichtet der Dichter, dem laut Werbeportrait trotz Nazigewalt in Magdeburg “das Thema Heimat besonders am Herzen” liegt. KC Rebell produziert dementsprechendes Liedgut, wobei er sich als “Gegenpol” darstellt, der keine “Marionette” ist. Der Künstler, der schon immer sehr viel Volksmusik und recht wenig Anti Alles war, inszeniert sich als Kunstfigur, die sich als desperate Gestalt im “Widerstand” befindet. Als vermeintlicher Aufklärer verbindet er dabei deutsche Sozialromantik, klassische Verschwörungsmythen und ordinäre Mysogenie.
Alben des Artisten, der sich auf Alben-Covern im IS-Style präsentiert, verkaufen sich gut. Seit dem Wechsel zum Label “Banger Musik” hievten Hörer_innen seine Produkte viermal in Folge auf den ersten Platz der hiesigen Album-Charts. In einem Land, dessen Einwohner_innen den deutschnationalen Barden Heino erstaunliche 36 Wochen in Folge auf den Spitzenplatz kauften, muss der Erfolg von KC Rebell nicht verwundern. Er macht Musik für Menschen, die sich als “Bosse, Banger” und “Rebellen” verstehen. Geschickt inszeniert sich KC, der sich als Kunstproduzent recht erfolgreich verkauft, als ihr rebellischer Führer. Er erscheint als Lichtgestalt, die sich der treuen Anhänger erfreut: “Sie schreien, ‘Raprebell’, als wär es Hitlerdeutsch.”
Der Künstler verfasst bezeichnende Reime, die er zur Melange aus “Melancholie” und “Nachdenklichkeit” macht. Zuschreibungen über “dumme Weiber”, die ihm zur Verfügung stehen, kombiniert der Rapper mit Promi-Phantasien. “Steige in mein’ Benz und bin Wim-wim-weg”, reimt der “Rebell” ohne Swag: “Richtung Hollywoodshows, ich werd’ Justin Biebers Homie, chille mit Tommy Lee Jones und Angelie Jolie”, vollendet sich seine Fantasie. In anderen Tracks klingt der Künstler zunächst wie ein besorgter Populist. “Mann und Frau spielen heutzutage Rollentausch”, klagt der Rapper. “Zu viele Männer haben an Frauen ihren Stolz verkauft”, glaubt KC Rebell. In vielen Liedern bedient er sich wiederholt der Worte, die der Degradierung von Frauen dienen. Seine Tracks enthalten den misogynen Deutschrap-Dreiklang von “Bitches”, “Huren” und “Schlampen”.
Weltbilder deutscher Kunstfiguren
Subjekte der postnazistischen Gesellschaft, die seine Produkte kaufen, versorgt der Künstler mit klassischen Mythen. Musikalische Eintönigkeit beweist der Track “TelVision”, den KC Rebell als “Highlight” bezeichnet. Mit PA Sports, Kianush und Kollega, die wegen des “politisch gemeinsamen Nenners” zusammenkamen, entstand diese verschwörungsideologische Hymne, die vor “Koksnasen” und giftigen Geldern warnt. “Europa ist im Fadenkreuz”, fürchten die Rapper, die eindeutige Weltbilder vereinen. Ihr Song, der vor angeblichen Verantwortlichen warnt, kompiliert alte und neue Verschwörungsmythen, wobei sich die Musikanten deutlich positionieren.
Auf der einen Seite besingt KC Rebell mit seinen Kollaborateuren kämpfende Muslime, die den “Heldentod” sterben. Auf der anderen Seite stehen US-Amerikaner_innen, die technische Waffensysteme nutzen. Weitere Zeilen richten sich gegen den Judenstaat: “Israel, Mossad – Atommacht”, wüten die Rapper: “Sie schlachten Palästinenser mit ihren Drohn’ ab”, vollendet Kollaborator Kianush. Das Video zum Song, der Israel als Gegner markiert, visualisiert den Feind der Künstler. Oberhalb steht ein lehrender Kollegah, der den Personifikationen von staatlicher Macht angebliche Wahrheiten verkündet, während Codes wie “HAARP” das Weltbild verdeutlichen. Karikaturen vollenden diese Fiktion. Prominent platziert: Ein Yankee und ein Jude.
Die Karikatur mit US-Hut sowie eine Person mit Kippa zeigen den Gegner, gegen die sich die deutschen Reime richten. Die Produzenten nutzen diese Figuren, während die Interpreten den israelischen Staat der Schlachtung bezichtigen. Dieser Vorstellung ist auch PA Sports verfallen, der im Track zu hören ist: “Sie schlachten wen oder was sie wollen und keiner sagt was”, twitterte der beteiligte Künstler, als es eigentlich um Antisemitismus ging. Er besingt in einem älteren Song die “Umma”, zu der die “Brüder in Palestine” gehören. Heute rappt dieser Interpret über das wilde Leben in den Blocks von Essen. Dabei droht dieser Phraseur den “ganzen Schmocks”, die seine Hood betreten, einige Gewalt an.
Vier “Hochkaräter auf einem Song”, freute sich KC Rebell über sein fertiges Produkt, das eine ideologische Vorgeschichte besitzt: “Jeder hat das auf seine Art und Weise schon mal in seinen vorherigen Releases oder Songs gemacht und das ist der gemeinsame Nenner”, erzählt der Künstler. Sein Kompagnon Kollegah verdeutlicht diese Gemeinsamkeiten in einem Free-Track: “NWO”, fast fünf Millionen Klicks auf YouTube, benennt dunkle Drahtzieher, die für globale Krisen und Kriege verantwortlich seien. Dabei raunt der “Boss”, der die verschwörungsideologische Chiffre von der neuen Weltordnung verwendet, über eine “mächtige Minderheit”, die er zum “Schandfleck des Planeten” macht.
Ausgerechnet dieser Song diente Kollegah, der durch eine anti-israelische YouTube-Dokumentation in Erscheinung trat, der Verteidigung. Der Kompagnon klagte außerdem mit den üblichen Phrasen, der sich deutsche Antisemit_innen bedienen: “Man kann heute noch nicht einmal das Wort Jude sagen, ohne als Antisemit dargestellt zu werden, noch nicht einmal das Wort Israel”, log der “Boss”. Kollegah, der wie die NPD klang, brachte weitere Anklagen hervor, als ihn der Musikjournalist Marcus Staiger kritisierte: “Du darfst nichts gegen die Politik eines Landes sagen, ohne dass die Nazikeule geschlagen wird. Du darfst die deutsche Flagge nicht hochhalten, ohne, dass du direkt ein Nazi bist,” behauptete dieser deutsche Interpret, der seine Produkte als “Zuhälterrap” vermarktete.
Mythen deutscher Musikanten
Ähnliche Inhalte verbreitete der ebenfalls am “TelVision”-Track beteiligte Künstler Kianiush. Er griff auf einen Verschwörungsmythos zurück, den auch nationalistische Parteien wie die “Deutsche Mitte” oder deutschpopulistische Magazine wie “Compact” verbreiten: “Flüchtlingswellen wurden extra herbeigeführt”, erzählt der Polit-Rapper in seinem Song “Szenario”. Verantwortlich erscheint eine Minderheit, benannt in Codes und Chiffren. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch vor der Kamera verkünden die Kunstfiguren ein Bild der Welt, das sich von historischen Fakten differenziert.
In einem Interview bezweifelt KC Rebell zum Beispiel den Tod Osama Bin Ladens. Der Drahtzieher der mörderischen Angriffe des 11. Septembers 2001 sei nur “eine Schachfigur”, die “größere Mächte” im “West-Ost-Konflikt” kontrollieren, munkelt der Musikant. Beispiele für einen verschwörungsideologischen Glauben und eine daraus resultierende Feindbestimmung lassen sich vielfach vielfach belegen. Der am “TelVision”-Track beteiligte Künstler Kollegah fürchtet sich ebenfalls vor der Weltverschwörung, was sein Glaube an eine musikalische Konspiration von “Machthabern” belegt.
Den Tod von Michael Jackson erklärt sich dieser Akteur, der sich als “Überboss mit Prinzipien” inszeniert, durch das Wirken von US-amerikanischen Konspirateuren, die er des Materialismus bezichtigt. Die “Strippenzieher im Hintergrund” hätten “Sabotage” betrieben, als sie posthum ein Album des verstorbene Künstlers veröffentlichten, um Kollegah zu schaden, der zeitgleich ein Album herausbrachte. Der Musikant ist sich dafür einer Sache sehr sicher: “Ein Künstler in Deutschland kann sich noch viel freier entfalten”, sagt der “Boss”. Die Entfaltung zeigt der Song “TelVisision”, der ihn mit KC Rebell und den anderen Gestalten der deutschen Reimkunst vereint .
Das Video zu “TelVision” visualisiert ihre Verschwörungsmystik vor völkischer Kulisse. Die Karikaturen vom Yankee und vom Juden filmten die Verantwortlichen vor dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, das als deutschnationales Monument kurz vor dem ersten Weltkrieg errichtet wurde. Ihr verschwörungsideologischer Clip, der sich einer deutlichen und deutschen Bildsprache bedient, nutzt die Ästhetik des Bauwerks, das “die Geschlossenheit der Nation” symbolisiert, “die als höchster Wert über den Interessen des Einzelnen” steht.
Vom BRAVO-Artikel bis in den BILD-Kulturteil
Dass die musizierenden Rackets in ihren Tracks wiederholt alte Mythen recyclen, die eine inhaltliche Aktualisierung erleben, ist nur selten Bestandteil medialer Berichterstattung. Stattdessen überwiegt die Begeisterung. Im Feuilleton besprechen Musikjournalist_innen eher die Muskeln der Künstler, wodurch sie der Inszenierung von Härte, Gewalt und Stärke reichlich Raum geben. Faktisch eine Kollaboration der Medien, die Machtphantasien der Männlichkeit abbilden. Während sich KC Rebell einerseits in der “Bravo” als Vorbild inszenieren lässt, das die “größte Ikone im Rap-Game” sei, gibt er anderseits der Tageszeitung “Die Welt” ein Interview, in dem er seine Männlichkeit beschwört. Damit einhergehende Frauenfeindlichkeit weist KC Rebell aber weit von sich, weil er “Mutter und Schwester zu Hause habe”.
“Die Grenze zur puren Verschwörungstheorie” würde sein Track “nie ganz überschreiten”, relativiert derweil das größte Deutschrap-Portal die Inhalte des Künstlers. Für die Analysten vom YouTube-Kanal “Duoz” ist “TelVision” gar “Sozialkritik auf höchstem Niveau”. Verantwortliche von “Viva” verfassen ähnlich unkritische Einordnungen. Dass die Rapper durch ihr Lied “Klartext” sprechen würden, verkündet ihr werbender Text: “Es geht um Themen, die in der täglichen Weltpolitik falsch laufen und von Mainstream-Medien oft nicht aufgezeigt werden”, lobten “Viva”-Texter_innen, die sich in diesem Massenmedium für jugendliche Konformität der verschwörungsideologischen Deutung von Massenmedien ergaben. Sie stellten dem Rapper sogar einen Persilschein aus, weil sein Song keine “Judenfeindlichkeit” beinhalte. Er sei “Meinung zum politischen Zeitgeschehen im nahen Osten”, entlastete “Viva”. Rechtspopulisten von “PI-News” machen den kurdischen Deutschen unterdessen zum Vorbild für “islamische Bandenkriminalität in vielen deutschen Großstädten”.
Vom Antisemitismus, der sich in den Videos offenbart, schweigen solche Publikationen fast immer. Das Niveau der Auseinandersetzung veranschaulicht der Titel eines “HipHop.de”-Videos, in dem der Künstler den Zuschauer_innen “fünf ‘Banger-Tipps’ für die Schulzeit” gibt. “Die Welt” widmet dem Musikanten ein einfühlsames Portrait, das die “positive Botschaft” vom Dichter erzählt. In der “BILD”-Zeitung kündet der “Banger” derweil davon, dass er einmal viel Kokain in einer Roma-Siedlung erblickte. Fragen zu seinen Verschwörungs-Tracks bleiben aus, dafür darf KC Rebell von Vorbildern wie Mark Wahlberg berichten. Die Zusammenarbeit mit Xavier Naidoo, ein musikalisches Idol für “Reichsbürger” und andere Verschwörungsgläubige, wird nicht hinterfragt. Im Rahmen der raren Auseinandersetzungen um Antisemitismus im deutschen Rap fällt der Name des Künstlers fast nie.
Mobilmachung gegen Jerusalem
Dabei ruft KC Rebell im Track “Fata Mogana”, dessen Refrain Xavier Naidoo singt, sogar zum Waffengang: “Manchen Frieden erlangst du nur durch Waffen und Krieg”, rappt der konforme “Rebell”, bevor er zur Parole übergeht: “Her biji! Ich bin Enkelkind von Saladin”. Dieser Herrscher ist vor allem dafür bekannt, dass er im Jahr 1187 Jerusalem einnahm. Auf den kurdischstämmigen Eroberer beriefen sich allerlei Despoten der Weltgeschichte. Saddam Hussein, Gamal Abdel Nasser oder Hafiz al-Assad nutzten Saladin-Mythen für ihre Politik, die sich in Form einer fragilen antisemitischen Internationale und durch die Praxis des Angriffskrieges gegen Israel richtete.
KC Rebell und die anderen “Banger” sind vor allem eines: deutsche Künstler. Wenn sie die Polit-Rapper geben, erbrechen diese Charaktermasken eine massenkonforme Mystik, die sich gegen Israel und die USA richtet. Dann produzieren diese Kunstfiguren nationales Liedgut, das klassische Verschwörungsmythen als Warenbestandteil beinhaltet. Ihre postnazistische Gesellschaftsanalyse ist Beispiel für hiesige Kunst, die sich neuer Formen bedient, um alte Inhalte möglichst warenförmig zu verpacken. Dass das diesen Idolen des Feuilletons besser gelingt als anderen verschwörungsideologischen Musikanten, zeigen Verkaufszahlen und Charterfolge.
Das Video zu “TelVision” bringt es mittlerweile auf mehr als 7,5 Millionen YouTube-Klicks. Hörer_innen begeistern sich für das verschwörungsideologische Liedgut, das die Palituch-Rapper vor dem völkischen Denkmal intonieren. Ihre Schlachtphantasien und ihr Verschwörungsglauben sind Elemente, die beim Publikum offensichtlich auf Zustimmung stoßen. Produkte für proletarische Hörer_innen, die den Glaubensvorstellungen der deutschen Ideologie erlegen sind, bewirbt manch Bürgerblatt – das vom Antisemitismus schweigt. “VIVA” stellt den Persilschein aus. Nicht nur dort verteidigen Texter_innen damit verschwörungsideologische Glaubensvorstellungen, die sich gegen Israel und die USA richten.
Zu Kollegah gibt es noch eine Menge mehr zu sagen. Allein die Titel seiner Alben zeigen, worum es ihm, dem Islamkonvertiten, stets ging und geht: “Alphagene”, “King”, “Imperator”, “Bossaura”. Bei ihm kann man seit vielen Jahren antisemitische und antiamerikanistische Inhalte finden. Sein ganzer Stil beruht auf einer Führerfigur, die sich durch Härte und Technikfetischismus figuriert. Zugleich ist er ein Anhänger der regressiven Zinskritik und vertritt den Kreationismus gemäß Harun Yahya (Holocaustleugner). Mehr gibt es hier: https://julienswatchblog.wordpress.com/2016/02/25/juliensblog-vaterfigur-die-autoritaere-persoenlichkeit-von-felix-blume-aka-kollegah/