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Hetze der Corona-Nazis
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— M (@eiskaltland) June 14, 2021
Die antifaschistische Struktur “Auf Abstand” weist darauf hin, dass der in Oldenburg vielfach entfernte Aufkleber “aktuelle Erzählungen der verschwörungsideologischen Bewegung” zusammenfasst. Es ginge um “Hetze gegen die Grünen, Anti-Impf Propaganda” sowie NS-Relativierung. Schließlich finden sich zwei SS-Totenköpfe auf den Aufklebern, mit denen hiesige Verschwörungsgläubige zumindest stilistisch an ein vorheriges Machwerk anknüpfen. Im März verbreiteten Corona-Nazis einen Kleber mit der Aufschrift “Impfung macht frei”.
Diese besonders ungeheure Verharmlosung des deutschen Vernichtungsantisemitismus führt der aktuell kursierende Aufkleber mit dem Emblem der “SS-Divison Totenkopf” fort. So verbinden die Verantwortlichen unverwechselbare Signets: neben der Sonnenblume der Partei “Die Grünen” finden sich die gekreuzten NS-Knochen über dem Totenschädel. Ob die den Nationalsozialismus verharmlosende Verknüpfung für die so oft bagatellisierende Polizei ebenfalls “durch die Meinungsfreiheit getragen” ist, bleibt indes abzuwarten.
Norddeutsche Verharmlosungen
In der “Ostfriesen-Zeitung” (OZ) vom 22. April findet sich ein bestürzender Text, der die verschwörungsideologische Partei “Die Basis” verharmlost. Ein Gruppenfoto zeigt den Vorstand des Kreisverbands Aurich-Emden. Die Corona-Leugnenden, angeführt durch die ehemalige CDU-Politikerin Silvia Lübcke, posieren vor dem bereits im Nationalsozialismus beliebten “Upstalsboom”.
Den im ostfriesischen Aurich liegenden Stein nutzten NSDAP-Strukturen zur Inszenierung eines ostfriesisch-völkischen “Deutschtums”. Das als zukünftige “Thingstätte” vorgesehene Gelände entwickelte sich zu einem “idealen Platz für (…) Aufmärsche”. Die während der Corona-Pandemie gegründete Partei knüpft mit dem Foto, das die Lokalzeitung neben dem werbenden Schreiben abdruckte, an nationalsozialistische Praxis in Ostfriesland an. Ansonsten bietet “Die Basis” verschwörungsideologische Politik und entsprechendes Personal.
Das Vorstandsmitglied Martina Krumkamp ist auf der Aufnahme zu sehen. Über ihre Facebook-Seite verbreitet diese Aktivistin vielfach antisemitische und NS-relativierende Propaganda. Wie viele Verschwörungsgläubige teilt die Akteurin in einschlägigen Telegram-Kanälen kursierende Grafiken, die zur Verbreitung der typischen Motive dienen: Es gehe um Jahrzehnte der Manipulation, durch die “wir alle verarscht” werden. Krumkamp mobilisiert gegen den Shoa-Überlebenden George Soros, der im Zentrum antisemitischer Verschwörungslegenden steht. Diese rasch zu recherchierende Tatsache benennt der Artikel der “Ostfriesen-Zeitung” nicht.
Stattdessen erhält Silvia Lübcke in der Tageszeitung ausführlich das Wort. In direkter und indirekter Rede darf das Ratsmitglied aus Aurich ihre Partei bewerben. Die aus der CDU ausgetretene Lokalpolitikerin arbeitet eigentlich als Schaustellerin. Das Blatt inszeniert diese Wortführerin aber als Kritikerin von “Corona-Regeln”. Die politischen Ansichten dieser “Die Basis”-Anführerin aus Ostfriesland bleiben im Dunkeln.
Dass Lübcke gleichfalls Antisemitismus und Antikommunismus bedient, können Lesende nach Lektüre des “OZ”-Artikels nicht wissen. Dabei reicht ein Besuch ihres Facebook-Profils aus, um sich von den verschwörungsideologischen Vorstellungen der Politikerin zu überzeugen: Die Lübcke leugnet nicht nur die Gefährlichkeit einer SARS-CoV-2-Erkrankung, sondern hetzt vielfach im Netz, wobei sich auf ihrem Facebook-Profil antisemitische und antikommunistische Motive finden.
Die Autorin des “OZ”-Artikels verzichtete offenbar auf grundlegende Recherchen. Stattdessen erhielten Lübcke und Krumpkamp einen Text, der die verschwörungsideologische Prägung der Partei und die Anschauungen ihrer Mitglieder weitgehend ausblendet. Kein Wunder, dass “Die Basis”-Akteure ihrer Freude über den Persilschein, der frei von kritischen Einordnungen ist, Ausdruck verliehen.
Es ist nicht der einzige Zeitungsartikel, der in den vergangenen Wochen zur “Basis” erschien. Eine in der Nähe arbeitende Gliederung der Kleinpartei durfte sich ebenfalls über kostenlose Werbung freuen. Schließlich stellte die “Nordwest-Zeitung” (NWZ), die im benachbarten Oldenburg erscheint, “Die Basis” ebenfalls vor. Kritik blieb wie im Falle der ostfriesischen Berichterstattung aus. Dass die Gruppe aus Oldenburg im Rahmen der Kreisverbandsgründung über die Erschießung des niedersächsischen Ministerpräsidenten debattierte, war diesem Blatt bislang keine Zeilen wert.
Prediger gegen Israel
In Oldenburg versammelten sich Anfang April wenige Demonstrierende, die am „Ostermarsch“ teilnahmen. Ganz analog kamen Mitglieder von der sogenannten Linkspartei, von “Fridays for Future” und von der Endzeitsekte “Extinction Rebellion” am Hauptbahnhof zusammen. Teilnehmende lauschten den umfassenden Ausführungen eines Pfaffen. Bert Gedenk reiste aus Ostfriesland an. In den vergangenen Jahren fiel der “Friedensbeauftragte der Evangelisch-reformierten Kirche” durch rabiate Unflätigkeiten gegen den israelischen Staat auf. Mit einem Boykott-Apell wandte er sich im Rahmen von theologischen Debatten sehr deutlich gegen den “bewaffnete[n] Versuch der Juden, den Kommunismus lebend zu erreichen“ (ISF).
Aufruf und Ansprache
Im Aufruf outeten sich die Organisierenden vom “Oldenburger Friedensbündnis“ erneut als deutsche Idealisten, die auch zu Ostern “im Sinne einer lebendigen Demokratie” streiten wollten. Mit ihren Forderungen positionierte sich die Struktur gegen in Deutschland gelagerte Atomwaffen des US-Militärs, das nach dem achten Mai 1945 verständlicherweise auf deutschem Boden verblieb. Ähnliche Ansichten wie die Organisierenden vertritt der christliche Hauptredner aus Emden. Seit 1996 arbeitet der Pfarrer für die dortige evangelisch-reformierte Gemeinde.
In seiner “Ostermarsch”-Rede zu Oldenburg pries Gedenk, der außerdem im “Emder Friedensforum” aktiv ist, zunächst eine “Völkerfamilie dieser Welt”, die aufgrund eines ratifizierten Vertragswerks zum Atomwaffenverbot einen Grund zum Feiern hätte. Im Anschluss wandte sich der Prediger gegen die atomare Bewaffnung; und zwar vor allem von ganz bestimmten Staaten. Im Rahmen seiner Ausführungen empörte sich der Redner außerdem über “Medien”, denen er eine unsachgemäße Berichterstattung zum Vertragswerk vorwarf.
Am Beispiel der “Ostfriesen-Zeitung” (OZ) wurden diese Berichterstattenden vom Priester als “Feind des internationalen Rechtes” gebrandmarkt. Anschließend monologisierte der friedensbewegte Christ von “der Wurzel des Übels”, gegen die sich die erhoffte “Tat” richten müsse. “Von Menschen gemachte Götzen”, warnte der Pfaffe, “erkennt man immer daran, dass sie Menschenopfer wollen und Menschenleben fressen”. Dass der ostfriesische Evangele mit solchem Sermon an Bilder des christlichen Antijudaismus anknüpfte, erregte vor Ort keinen Widerspruch.
Sorge um Deutschland
Gedenk ergötzte sich wenig überraschend auch zu Ostern in Oldenburg an der Bibel, aus der er vielfach zitierte. Dieses “Opium” (Marx) erschien ihm als “Buch der Aufklärung und Befreiung”. Am Hauptbahnhof formulierte der Prediger auf dieser Basis abschließende Forderungen, die sich gegen amerikanische Atomsprengköpfe richteten. Es ginge darum, so der in nationalen Kategorien agitierende Gedenk, “alle Atomwaffen von deutschem Boden, also die amerikanischen in pfälzischen Büchel, so wie es die breite Mehrheit unseres Volkes beschlossen hat, auch wirklich zu entfernen” (Rechtschreibfehler im Original).
Abschließend beklagte der ostfriesische Deutsche ganz idealistisch einen “Rechtsbruch gegen das deutsche Volk”. Es handele sich um einen echten “Skandal”, empörte sich der auf dem Bahnhofsvorplatz empörende Priester. Vor Friedens-Flaggen und “Fridays for Future-Fahnen” wurde vom “Ausverkauf der Demokratie durch unsere Regierung“ gesprochen. Mit diesem Topos des Anti-Amerikanismus forderte der Agitierende den Aktivismus der Teilnehmenden. Diese sollten “nicht als Kämpfer in eigener Sache, sondern im Einsatz für den einen großen Frieden“ aufstehen.
Bert Gedenk tritt nicht nur als Sprecher vom “Emder Friedensforum” und als der “Friedensbeauftragte” seiner Kirche auf. Schließlich ist der evangelische Akteur das Mitglied einer ostfriesischen Struktur, die sich vorgeblich einem “theologisch-gesellschaftspolitischen Diskurs” widmet. In diesem Rahmen forderte der “Arbeitskreis” zunächst den Boykott und dann die Abschaffung Israels. Das belegt ein Papier, das seine Gruppe schon vor Jahren publizierte.
Pfaffen gegen den Judenstaat
Lange Zeit vor der Osterpredigt am Hauptbahnhof befasste sich Gedenk mit angeblichen “Realitäten” zum “Konfliktfeld Israel” und “Palästina”. Zu seiner phantasievollen Darstellung gehörte 2013 die blutig-blumige Beschreibung von Staatsgrenzen, die Israel von den palästinensischen Autonomiegebieten teilt. Gedenk und seine Compagnons mieden jede Sachlichkeit. Sie schrieben stattdessen über eine “Trennmauer, die Dörfer und Städte zu Gefängnissen” machen würde.
Es folgte eine anti-israelische Anklageschrift mit vielen Unterpunkten. Dort führte der “Arbeitskreis” um Gedenk unter anderem den “Diebstahl von Land durch israelitische Siedlungen” auf. In einem an die Sprache des völkischen Antisemitismus erinnernden Jargon klagten diese Predigenden außerdem über die angebliche “systematische Zersiedelung palästinensischen Lebensraums” (sic!).
Gedenk und die beiden Mitverfassenden verharmlosten die Shoa. Das deutsche Menschheitsverbrechen bagatellisierten sie durch Gleichsetzung mit Geschehnissen im Rahmen des israelischen Verteidigungskriege, die der Staatsgründung von 1948 folgten. In Bezug auf die industrielle Vernichtung munkelten die Schreibenden um Gedenk während dessen von einer “Gefangenschaft in Schuldgefühlen gegenüber Israel”.
Boykottaufruf gegen Israel
Die Dämonisierung des jüdischen Staats zieht sich wie ein roter Faden durch das Papier, mit dem Gedenk und seine Kollegen zunächst einen “Kaufboykott” gegen Israel forderten. In Anlehnung an die antisemitische „Boycott, Divestment and Sanctions“-Struktur (BDS) wünschte sich ihr “Theologischer Arbeitskreis” sogar einen “Kaufverzicht”, der sich gegen jüdische Israelis richten sollte. Es ginge keineswegs darum, “nicht bei ‘Juden’ zu kaufen, weil sie Juden sind”, hieß es zu Beginn verteidigend.
Gefordert wurde stattdessen der Boykott von israelischen Personen, die sich laut Gedenk und seinen Compagnons “fremdes Land (…) auf Kosten anderer angeeignet” hätten. Sie forderten daher “den Aufbau” von “notwendigem Außendruck”. Das Handeln gegen Israel würde auch dazu dienen, den Judenstaat “vor weiterem Unrecht gegen Gott und die Menschen zu bewahren”.
Außerdem ginge es darum, “den Palästinensern das Land (…) zurückzugeben, das ihnen zusteht”. Die BDS-Apologeten um Gedenk verglichen den eingeforderten Boykott von israelischen Jüdinnen und Juden mit dem “Kampf gegen die Apartheid in Südafrika“. So reproduzierten sie schon damals ein bis heute wichtiges Motiv der antisemitischen Boykott-Bewegung.
Wunsch nach Vernichtung
Dass die Veröffentlichung offenbar weiterhin aktuell ist, zeigt sich auch daran, dass sie sich 2021 auf der Internetseite eines christlichen “Solidaritätsnetzwerks” findet. Die sich für “Unterstützung des Boykottaufrufs gegenüber Waren aus völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen” einsetzende Vereinigung lobt die fünfzehnseitige Veröffentlichung von Gesine Jannsen, Dr. Eberhard Mechels und Bert Gedenk, weil sie “zu klarer Positionierung und zu konkretem Handeln” aufrufe.
Vielleicht liegt das an den abschließenden Ausführungen von Gedenk und Co. Dass es für die drei Pfaffen 2013 offenbar nicht beim Boykott bleiben sollte, sondern es ihnen um die Auflösung des israelischen Staates ging, machten sie zum Ende der für den christlichen Israel-Boykott noch heute relevanten fünfzehn Seiten deutlich. Diesem für vom weltweiten Antisemitismus bedrohten Jüdinnen und Juden existierenden Schutzraum wünschten die christlichen Theologen die Abschaffung.
Die Forderung nach Aufhebung des Staates, der auch durch Überlebende der Shoa begründet wurde, beendete den Sermon der ostfriesischen Geistlichen. Schließlich schwebte ihnen vor Jahren ein allerdings noch zu schaffender “Rechtsstaat” vor. Dieser sollte “Juden und arabische Christen und Muslime gleichermaßen“ dienen. Vielleicht, so unkte der anti-israelische Zusammenhang, ginge es auch um eine “dritte, noch ganz unbekannte Lösung oder Zwischenlösung” (sic!).
Verschwörungsredner und Feigenblätter
Bert Gedenk passt hervorragend zum hiesigen Ostermarsch, der in den vergangenen Jahren zahlreiche Redende mit ähnlichen Inhalten nach Oldenburg brachte. Die Organisierenden luden mit dem ehemaligen Militär Jürgen Rose zum Beispiel 2018 einen verschwörungsideologischen Soldaten der Querfront ein. Der munkelte, dass die “Bundeswehr seit dem Ende des Kalten Kriegs (…) auf Kommando der US-amerikanischen Imperialmacht (…) umgebaut wurde”, bevor er eine “sicherheitspolitische Alternative gegen die US-amerikanische Form von Amok-Politik” forderte.
Nach diesem anti-amerikanischen Akteur durfte im folgenden Jahr ein Vertreter der antisemitischen Gruppe “Bremer Friedensforum” sprechen. In dessen Rede wurden die “völkerrechtswidrige Annexion des Golan durch Israel” sowie amerikanische Atomwaffen auf deutschem Boden beklagt. Durch einen Code, “alternative Medien”, empfahl der Sprecher damals die Lektüre der Propaganda von Verschwörungsproduzenten.
Zugehörige Wortführer ließen sich in den vergangenen Jahren im Rahmen von verschwörungsideologischen Events erleben. Vielfach sprach Reiner Braun, der 2017 in Oldenburg ähnliche Inhalte hervorbrachte, obwohl er zuvor unter anderem als Akteur der “Friedenswinter”-Querfront agierte. Auf dem damaligen Ostermarsch warf er dem Judenstaat unter anderem die “Unterstützung von Landraub” vor, während er eine deutsche “Unterwerfung unter die Politik der USA” beklagte.
Die auf Aktionen vielfach vorgenommene Konstruktion eines weltbeherrschenden, amerikanischen Antagonisten, der auch im verschwörungsideologischen Friedensaktivismus dem Frieden der “Völker” entgegensteht, ergänzt “Fridays for Future” seit einigen Jahren durch umweltpolitische Ansprachen. Auch 2021 gab es eine Rede der Umweltorganisation. Beifall gab es zumindest in diesem Jahr durch Akteure, die zur esoterischen Endzeitsekte “Extinction Rebellion” gehören.
“Allein das US-Militär”, so ein FFF-Feigenblatt, “verbraucht mehr fossile Energieträger als ganz Afrika“. Mit solchen Sätzen bot “Fridays for Future” zu Ostern eine ökologisch erscheinende Ergänzung, die zum klassischen Anti-Amerikanismus des Geistlichen passte. Der sprach, wie andere Redende der Vorjahre, zu Ostern fast ausschließlich gegen die USA, wobei die offenen anti-israelischen Ausfälle zumindest in diesem Jahr vor dem Hauptbahnhof ausblieben.
Kritik im Handgemenge
Die Abschaffung des Judenstaats, der als “Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution” entstand und “als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution” (ISF) materielle Gewalt wurde, war 2013 ein finales Ziel dieses im Jahr 2021 in Oldenburg redenden Pfaffen. Der Traum von der Vernichtung Israels, dieser nur “als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden” (ISF) zu begreifenden Staatlichkeit, dürfte die Organisierenden vom “Friedensbündnis” nicht stören. Schließlich positionierte sich Struktur selbst immer wieder gegen Israel.
Im Aufruf zum Ostermarsch des Jahres 2017 wollte die Gruppe vor allem einen “Flächenbrand im Nahen Osten (…) stoppen”, für den sie offenbar Israel verantwortlich macht. Neben innenpolitischem Reformismus, der sich gegen die Bundeswehr und die NATO richtete, wendete sich das “Friedensbündnis” explizit gegen Israel: “Die Duldung der israelischen Besatzungs- und Außenpolitik muss beendet werden”, forderte die Struktur, die auch in diesem Jahr die Zusammenkunft organisierte, im damaligen Aufruf.
Bei einer vorherigen Veranstaltung der Gruppe sprach sich Wolfgang Gehrcke, Autor mit Verschwörungsinhalten, nach Einladung des “Friedensbündnis” gegen “Antideutsche” und für die Verteidigung der BDS-Bewegung aus, wobei anwesende Antisemiten der Boykott-Truppe den Persilschein mit lautem Beifall quittierten. Dass sich der damalige Fraktionsvorsitzende der sogenannten Linkspartei in seinem Buch auch auf einen rechten Holocaust-Leugner beruft, störte die Einladenden offenbar nicht.
Formen deutscher Demagogie kennzeichnete bereits die klassische “Friedensbewegung” in den 1980er Jahren. In Deutschland sei “nichts ungefährlich, nicht mal die Begeisterung für den Frieden”, warnte Wolfgang Pohrt damals. Sein Urteil bleibt weiterhin aktuell. Das zeigen Inhalte, die Prediger für das “Oldenburger Friedensbündnis” alljährlich auf dem “Ostermarsch” oder bei einer der raren Veranstaltungen verkünden.
Vor Ort gab es wie in den Vorjahren keinen Widerspruch gegen die Manifestation deutscher Demagogie. “Die Linke” wünschte sich nach der diesjährigen Zusammenkunft stattdessen “im nächsten Jahr” einen “Ostermarsch wieder wie gewohnt”. Dass sich sozialdemokratische Parteien wie “Die Linke” oder links-liberale Organisationen wie “Fridays for Future”, nach mehreren Jahren der konkreten Kollaboration mit dem friedensbewegten Antisemitismus, endlich von dem reaktionären österlichen Ritual distanzieren, ist ebenso wenig wie nötiger Widerspruch durch antifaschistische Gruppen aus der Region zu erwarten.
Kleinstadthölle (2017)
Wolfgang Gehrcke, im Jahr 2017 stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Mitglied im Vorstand der sogenannten Linkspartei, empörte sich bei seiner damaligen Lesung in Oldenburg über eine Flugschrift, die Kritik seines israelbezogenen Antisemitismus mit einer Parole gegen Deutschland verband.
Der komplette Auftritt des sozialdemokratischen Verschwörungsgläubigen findet sich auch Mitte 2021 auf der ungepflegten YouTube-Seite des Kreisverbands für Oldenburg und das Ammerland. Dass dort bis heute zu sehen ist, wie der verschwörungsideologische Stichwortgeber minutenlang die antisemitische BDS-Bewegung verteidigt, ist dieser politischen Struktur zu verdanken. Offenbar möchte “Die Linke” aus meiner deutschen Kleinstadthölle weiterhin mit solchen Inhalten auf YouTube werben.
Mobile Kleinstadthölle
Unterwegs in Oldenburg. Ein Straßenverkehrsteilnehmer bewirbt eine Internetseite zum Film “Earthlings”. Dieser manipulative Streifen verwendet eine perfide Gleichsetzung, um die Zustände in Schlachthöfen noch verstörender erscheinen zu lassen. Sein visueller Antisemitismus besteht aus Aufnahmen von KZ-Toten, die in Szenen von Fleischverarbeitung in Zuchtbetrieben übergehen. Dass der Holocaust gegenüber den täglichen Schlachtungen von Tieren an Bedeutung verliert, ist gewollte Intention des Films, den der friesische Fahrer empfiehlt.
Die Lobby-Gruppe PETA, die “Grundrechte von Tieren” realisieren möchte, bewirbt “Earthlings” ebenfalls vielfach. “Was hier zu sehen ist, ist nichts für schwache Nerven”, heißt es beispielsweise in jenem dumpf-deutschen Werbejargon, der nicht nur den Beitrag über die “Lieblingsdokumentationen” der Organisation prägt. Dass diese Struktur, die schon 2003 industrielle Vernichtung in deutschen Konzentrationslagern mit Fleischkonsum gleichsetzte, auch in den 20er Jahren des 21. Jahrtausends vom antisemitischen Inhalt der Dokumentation schweigt, muss angesichts gleichbleibender Gleichsetzungen durch PETA nicht verwundern.
Aus dem Inneren einer Verschwörungspartei: Mordaufruf im Messenger
Dass zum aktuellen Verschwörungswahn die deutsche Vernichtungsphantasie gehört, beweisen Corona-Leugnende in öffentlichen Telegram-Chats. Die Angehörigen des “Die Basis”-Kreisverbands “Hunte-Weser-Ammerland” nutzen das Kommunikationsprogramm zu organisatorischen Zwecken, zur zeitnahen Mobilisierung sowie zur weiteren Ideologisierung. Mitglieder der verschwörungsideologischen Partei debattierten im regionalen Kanal, ob sie politische Charaktermasken direkt ermorden oder nach einem Gerichtsverfahren einsperren wollen.
Leugnende im Gründungsfieber
In der Pandemie die Gefährlichkeit von Covid-19 zu leugnen, bleibt nicht nur für eine radikalisierte Minderheit sogenannter “Querdenker” populäre Praxis. Daher bildeten sich in den vergangenen Monaten parallele Strukturen, die an die inhaltliche Vorarbeit von “Querdenker”-Gruppen und Corona-Verharmlosenden anknüpfen konnten. Es entstanden Parteien, die Verschwörungsgläubige für die erträumte Machtübernahme sammeln. So organisiert sich ein Teil des esoterisch-verschwörungsgläubigen Bodensatzes, den der deutsche Corona-Kapitalismus hervorbringt.
Nachdem sich das Vorgängerprojekt „Widerstand 2020“ rasch erledigt hatte, weil es zum Machtkampf zwischen Verschwörungsgläubigen mit Führungsanspruch kam, transformierten Corona-Leugnende am 4. Juli 2020 ihre Alternative zur AfD. Mit der Forderung nach einer freien “Impfentscheidung” wirbt die neue “Basis”–Partei seitdem um Mitglieder. Der Appel nach “Meinungsfreiheit” und die Furcht vor angeblicher “Zensur” dürfte bei interessierten Verschwörungsgläubigen ebenfalls gut ankommen. Ein anthroposophischer Jargon über die “Entflechtung des geistig-kulturellen, rechtlichen und wirtschaftlichen Bereichs” könnte esoterische Personen begeistern.
Viele auf Rudolf Steiner zurückgehende Ideen finden sich im Parteiprogramm. So fordert “Die Basis” dort “das soziale Leben im Sinne der Freiheit, das Wirtschaftsleben im Sinne der Brüderlichkeit und das Rechtsleben im Sinne der Gleichheit”. Es handelt sich um Grundsätze der sogenannten “Dreigliederung”, durch die der Antikommunist und Antisemit nach dem Ersten Weltkrieg die Bewegung, welche den kapitalistischen Zustand aufhebt, abwenden wollte. In solche Tradition stellt sich die neue Partei, welche zudem den Nationalsozialismus durch Gleichsetzung mit postnazistischen Corona-Verhältnissen verharmlost, indem sie eine “Zeit der Gleichschaltung” beschwört.
“Die Basis”-Mitglieder begreifen sich als Teil einer neuen “Gemeinschaft”, die “Lobbyismus und Machtstreben” mit sogenannten “Säulen” begrenzen möchte. Ihr gehören Querdenkende und Quacksalbende an, die sich durch die Abwehr der pandemischen Realität und mit Corona-Leugnung inhaltlich radikalisieren. Ihre Partei profitiert von der aktiven Mitwirkung bekannterer Corona-Leugnerinnen und Verschwörungs-Aktivisten. Die Struktur nutzt diese Werbeträger, die sich auch andernorts als Heilsgestalten für Verschwörungsgläubige inszenieren, um Aktionismus zu befeuern oder Spendensammlung zu betreiben.
Kader der Kleinpartei
Der “Pandemie-Leugner-Anwalt Fuellmich” sorgte mit einer größtenteils fiktiven Sammelklage “gegen Drosten & Co” für Hoffnung beim zahlungswilligen Klientel, bevor er der “Basis”-Partei beitrat. Die durch ihre Corona-Partys im Luxus-Liner und ihren entmenschlichenden Jargon erschreckende Eva Rosen wurde gleichfalls Parteimitglied. Das gilt auch für den als Rechtsanwalt auftretenden Corona-Leugner Markus Haintz, der sich wie andere Führungsfiguren der neuen Partei an dem im Oktober 2020 praktizierten Putsch-Schauspiel zu Berlin beteiligte.
In der Pandemie kam der verschwörungsideologische Rädelsführer “fast im Minutentakt auf die Bühne”, um bei vielen Aktionen der Corona-Leugnenden vermeintliches “Unrecht und Rechtsskandale zu verkünden”, was dem Opfernarrativ der antisemitischen Verschwörungsbewegung sowie der dazugehörigen Partei entspricht. Für die neue “Basis” des Aktivisten tritt mit Frederike Pfeifer-de Bruin auch eine als Stichwortgeberin auftretende Akteurin der Corona-Leugnenden aus der Region um Oldenburg ein. Zudem begeistert sich der örtliche “Aufstehen”-Ableger um den linksdeutschen Verschwörungsaktivisten Herman Jack für die junge Gruppierung.
Auf lokaler Ebene vereint “Die Basis” relevante Multiplikator_innen der deutschen Corona-Verharmlosung, die auch im neuen Parteikollektiv gegen die derzeitigen Gesundheitsempfehlungen und den menschlichen Anstand verstoßen. “Es” ginge “nicht um die Position eines Einzelnen, sondern darum für und mit der Gemeinschaft eine Position zu beziehen”. Das sagt Eva Rosen, die mit garstigem Gesang und gemeinem Geraune vor einiger Zeit in Oldenburg vorfuhr, zur Motivation der Mitgliedschaft.
Von der “Schamanin” zum “Machtbegrenzer”
Aus esoterisch-verschwörungsideologischem Personal bildete “Die Basis” zum Ende des ersten Corona-Jahres ihre Landesverbände. Neben einer “Heilpraktikerin” und einer “Schamanin” ist der verschwörungsgläubige Geschäftsführer eines Küchenmöbelgeschäfts im seit 20.09.2020 existierenden Vorstand für Niedersachsen vertreten. Die Satzung der Landesstruktur, deren Entstehung mit freundlichen Hinweisen in rechtskonservativen Lokalzeitungen belohnt wurde, sieht zudem einen “Querdenker” als Vorstandsmitglied vor.
Auch dieses Mitglied ist ein Beispiel für die personellen und ideologischen Überschneidungen in ein diffus-deutsches Verschwörungsmillieu, das die Manifestationen zur Corona-Leugnung prägte. Ihr derzeitiger Träger, Andy Lorenz, warnt vor “Corona-Irrsinn”, während er sich als Freund der Heranwachsenden inszeniert. Der in Cloppenburg lebende Vorstands-“Querdenker” steht zudem für das Munkeln über nicht näher benannte Personen, welche laut Lorenz “die Wirtschaft aktiv an die Wand (…) fahren”.
Trotz typischer Phrasen von “Freiheit” und “Demokratie” zeigt sich der autoritär-verschwörungsideologische Charakter der Partei schnell. Die Satzung der “Basis” sieht vor, dass “Interna (…) als Verschlusssache deklariert werden können”. Die niedersächsische Führung leistet sich zur Absicherung der hierarchischen Strukturen außerdem eine “Art innerparteiliche Polizei”. Sie besteht aus einem eigentlich in der “Luft- und Raumfahrt” tätigenden Funktionär, dem die neue Position als “Machtbegrenzer” gefällt.
Die Kontrolle von Basis und Vorstand ist für den derzeitigen Partei-Polizisten, Christian Klages, wahre “Berufung”. Der Funktionär verweist auf seinen “ausgeprägten Gerechtigkeitssinn”. Es sei eine “tolle Möglichkeit”, sich “als Machtbegrenzer für das Land Niedersachsen einzusetzen”, sagt Klages, dessen Partei angeblich mehr als 8.000 Mitglieder besitzt. Einige tauschen sich auf Facebook-Seiten der Struktur aus, wobei sich oft ein bizarrer Personenkult um eigenes Führungspersonal sowie manchmal paranoide Furcht vor einer omnipotenten “dunkle[n] Macht” offenbart.
Reize des Regelbruchs
Als die Gründung des Landesverbandes vor dem Jahreswechsel abgeschlossen war, besprachen sich interessierte Personen zur Organisation einer örtlichen “Basis”-Struktur bereits in kleineren Telegram-Kanälen. Dem ersten Abtasten im öffentlichen Chat folgten in und um Oldenburg rasch reale Treffen. Große Gruppen trafen sich Anfang des Jahres in kleinen Räumen sowie im privaten Rahmen.
Dass sich die esoterisch-konservativen Pseudo-Provokateure den damaligen Abstandsvorgaben widersetzten, dürfte zum Reiz ihrer halb-konspirativen Zusammenkünfte beigetragen haben. “Was verboten ist, das macht uns gerade scharf”, lauten passende Zeilen eines DDR-Liedermachers. Während Mitglieder ihre eigene Gesundheit ebenso wie das Leben dritter Personen wiederholt gefährdeten, ging die Gründung rasch voran.
Vor Weihnachten träumten “Die Basis”-Mitglieder noch von Parteitreffen “mit Musik und Glühwein”. Den Wunsch nach Zusammensein erfüllten sie sich spätestens im Januar. Einen Monat später erfolgte schon die Gründung der lokalen Struktur für Oldenburg und die angrenzenden Dörfer. Mit dem am 07. Februar 2021 entstandenen “Hunte-Weser-Ammerland”-Kreisverband fand der örtliche Entstehungsprozess ohne Abstand, Anstand und FFP2-Masken seinen passenden Abschluss. Die gesundheitsgefährdende Zusammenkunft dokumentieren zahlreiche Fotos.
Maskenlos zum Kreisverband
Bereits vor einem vorausgehenden “Basis”-Treffen verdeutlichte die Einladende, dass sie das Tragen von Masken erzürnt. So gab Anette D., die im Telegram-Chat der Parteigliederung zum Zusammensein einlud, die zukünftige Praxis der sich treffenden Mitgliedschaft vor. In ihrer verschwörungsideologischen Erklärung zu den Gründen der geplanten Gesundheitsgefährdung raunte sie von einem “Plan” des “Tiefen Staates”, der nach ihren Angaben das “Corona-Virus” als “Hilfsmittel” einsetzt.
“Es gibt doch keinen Grund, die Lappen zu tragen.”
Andere Parteimitglieder verbreiteten ähnliche Abscheulichkeiten, die zur allgegenwärtigen Esoterik und zur verstörenden Verschwörungsparanoia ihrer Telegram-Kommunikation passten. Mit Inhalten, die manchmal an Propagandaterme des mörderischen QAnon-Kults anknüpften, entstand offenbar eine inhaltliche Basis, sodass die ersten Treffen für die sich beschnuppernde Mitgliedschaft recht erfolgreich verliefen. Zwischendurch blieb der Gruppe genügend Zeit, um sich am Gründungsprozess des “Hunte-Weser-Ammerland”-Kreisverbands zu berauschen.
Dass er sich „glücklich wie frisch verliebt fühlte“, berichtete beispielsweise ein Teilnehmer nach einer weiteren Zusammenkunft in einem Wohnzimmer, in dem Mitglieder und Nachwuchs ohne Abstand sowie die ihnen verhassten Masken saßen. Eine ergänzende Versammlung in einem ländlichen “‘Hexenhaus'” trug in und um Oldenburg zur Gründung der Struktur in Form des Kreisverbands bei. Im Anschluss verwies diese Einladende auf eine angebliche “Aura” des Hauses, während ein Sekundant die Räumlichkeiten als “heidnisch-heilige Hallen” pries.
Wie sehr diese “Basis” deutsche Verhältnisse mit Verschwörungsmythen deutet sowie diese nach der “Erneuerung” durch Esoterik gestalten möchte, beweisen beworbene Inhalte im örtlichen Partei-Chat. Vielfach verbreiteten Mitglieder verstörende Verschwörungspropaganda, die langjährige Geschäftemachende wie die Anti-Feministin Eva Herman produzieren. Zur Beseitigung der vermeintlich identifizierten Verantwortlichen sind manchen Mitgliedern anscheinend brutal-blutige Exekutionen oder pseudo-juristische Prozesse recht. Das beweisen Wortmeldungen von “Basis”-Akteuren, die an ihrem Telegram-Stammtisch über das Vorgehen debattierten.
Traum vom Erschießungskommando
Am 21. August 2020 veröffentlichte die in der Entstehung begriffene “Basis” den Beitrag eines Oberarztes, der sich im Klinikums Wilhelmshaven mit “Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie” befasst. Das Mitglied warnte vor “Antichristen”, die dafür sorgen, dass “gewaltsam entwendeten Kinder interniert und konzentriert” (sic!) werden. Der Mediziner machte eine “Führung” verantwortlich, die er als Gruppe “von völlig verbiesterten, angstgesteuerten Psychopathen” mit “monströsen Gehirnen” dämonisierte.
Menschenfeindliche Positionen waren auch im öffentlichen Chat des “Hunte-Weser-Ammerland”-Kreisverbands keine Ausnahme. Der niedersächsische Ministerpräsident, Stephan Weil, erzürnte ein Parteimitglied so sehr, dass es seine deutsche Wut mit blutroten Ausrufezeichen kundtat. Der Vernichtungswunsch der Corona-Leugnerin offenbarte sich in der Forderung nach Auslöschung des Politikers und seiner angeblichen Komplizen:
“Die gehören doch alle an die Wand!”
Den Mordaufruf der Annette D., die zuvor für eine “Basis”-Parteifunktion kandidierte, relativierte unter anderem Alexander Goretzki. Ihm ist ein “Bewusstsein” der “germanischen Wurzeln” (sic!), nach Angaben einer älteren Veranstaltungsankündigung für ein Event in der örtlichen Landesbibliothek des Bundeslandes, “zunehmend wichtiger”. Das germanophile Mitglied schrieb zu solchem Geisteszustand passende Zeilen, wobei Kritik an dem deutschen Vernichtungstraum seiner ebensolchen Parteikameradin zumindest im “Basis”-Telegramchat ausblieb.
Verteidigung einer Vernichtungsphantasie
In seiner Positionierung sprach sich der “Basis”-Wortführer gegen die Löschung aus, wobei er den Mordaufruf als Meinungsäußerung verniedlichte: “Andreas Standpunkt, eine Äußerung zu löschen, weil sie (…) Hinrichtungen evoziert, finde ich problematisch”, dozierte Goretzki. Tatsächlich setzte sich das Parteimitglied zeitweilig durch. Die Erschießungsforderung wurde erst vor einigen Tagen entfernt.
Der mit bekannteren Corona-Leugnerinnen konversierende Künstler ist nicht nur Partei-, sondern auch Vorstandsmitglied. Er führt mit drei weiteren Personen die Geschäfte einer Genossenschaft, die das in Oldenburg bekannte “Poly-Haus” betreibt. Die durch Landesmittel geförderte Vereinigung befasst sich mit “Nachhaltigkeitsprojekte[n]”. Dazu gehört der Betrieb einer Bar, die bei eher linksalternativen Nachtschwärmenden beliebt ist. Die Struktur um den anti-israelischen Postwachstums-Vordenker Niko Paech besitzt außerdem einen Aufsichtsrat, dessen Vorsitz der Linkspartei-Ratsabgeordnete und Israel-Sanktions-Befürworter Hans-Henning Adler inne hat.
Die Wortmeldung des “Polygenos”-Vorstandsmitglieds, eigentlich ein freiberuflicher Musikant, machte den Wunsch nach Ermordung des Ministerpräsidenten zum Teil des legitimen “Basis”-Diskurses. Von anderer Mitgliedschaft des neuen Kreisverbands gab es, ähnlich wie von Goretzki, verstörend viel Verständnis für den blutigen Traum von solcher Exekution: “Ich verstehe absolut deine Wut”, schrieb eine Kameradin, während ein strategisch auftretender Kompagnon darauf hinwies, dass die Debattierenden zukünftig “bestimmte Sachen lieber für sich behalten” sollten.
Abschottung der Verschwörungsstruktur
Nach der Kreisverbandsgründung waren der Mordaufruf und dazugehörige Putschphantasien bei der sich bieder gebenden “Basis”-Struktur aus und um Oldenburg ein Thema. Im Telegram-Kanal erbrach dieser deutsche Bodensatz die unverdaute Barbarei, wobei die Forderung nach einem Erschießungskommando für politische Handlungstragende von Führungsfiguren zumindest mit relativierenden Zeilen beantwortet wurde. Letztlich suchten die Verantwortlichen des jungen Kreisverbands das Gespräch mit der Urheberin:
“Wir vom Vorstand sind im Kontakt mit ihr.”
So beruhigte ein “Hunte-Weser-Ammerland”-Vorstandsmitglied seine Schäfchen, die zuvor vor allem den Dialog mit der sich unverstanden fühlenden Parteifreundin suchten. Der angehende “Basis”-Politiker positionierte sich in der Debatte, wobei er den mehrfach erwünschten Prozess gegenüber dem Erschießungskommando vorzog: “Menschen an die Wand stellen (…) geht etwas (sic!) zu weit”, erklärte dieser Funktionär “persönlich”: Es sei “besser zu sagen”, dass die Mitgliedschaft “sie gerichtlich zu Verantwortung bringen” würde, erläuterte er die verschleiernde Sprachregelung.
Im Anschluss beendeten die Betreibenden den öffentlichen Telegram-Chat zugunsten einer internen Kommunikationsmöglichkeit, wobei sich die Abschaltung des Telegram-Stammtisches bis nach Veröffentlichung dieses Beitrags verspätete. Dass es im neuen “Basis”-Treff für “Hunte-Weser-Ammerland” ähnliche Inhalte gibt, ist auch aufgrund der Abschottung nach Außen wahrscheinlich. Ganz im Gegenteil zu der Wahrscheinlichkeit, dass sich die im linksalternativen Milieu beliebte Lokalität sowie die dazugehörige “Poly”-Genossenschaft zeitnah von ihrem Vorstandsmitglied trennt und von seiner Verschwörungspartei distanziert.
Abstecher zur Ahnenstätte
An anderen Orten verweisen die unscheinbaren, kleinen und rostbraunen Schilder auf ein Panzermuseum, ein Kloster oder eine KZ-Gedenkstätte. In diesem Fall zeigt der Wegweiser, dem neugierige Reisende spontan folgen, in Richtung eines Friedhofs, der in ruhiger Natur liegt. Dass es sich um eine “Ahnenstätte” völkischen Ursprungs handelt, verrät die Beschilderung an der Landstraße zwischen Delmenhorst und Oldenburg nicht.
Grabstätte im Grünen
Auf den ersten Blick wirkt das waldige Gelände, das von hohen Baumreihen und weiten Feldern umgeben ist, recht friedlich. An einem sandigen Zugang befindet sich das vom Schriftzug “Ahnenstätte Hilligenloh” gekennzeichnete Eingangstor. Dahinter zweigen sich kleine Wege, die durch die gepflegte Grabanlage führen.
Am Eingang stehen Gedenksteine für ein völkisches Duo: Erich und Mathilde Ludendorff, die mit Antisemitismus, Anti-Katholizismus und klassischen Verschwörungstopoi eine völkische Sekte begründeten, ehren Betreibende, die Gesinnungen der Geehrten verschleiern. Grabschmuck und Beschriftungen offenbaren ebenfalls deutlich, dass sich Besuchende auf einem völkischen Friedhof befinden.
Von ganz rechten Deutschen verwendete Todes- und Lebensrunen, die im Nationalsozialismus populär waren, markieren vielfach die Geburts- und Todesdaten der Verstorbenen. Viele Adolfs und manche Heinrichs verrotten in der “Ahnenstätte”, die Anfang der 1930er Jahre als “Deutschvolkfriedhof” entstand. Die grüne Anlage wurde zum Vorbild für ähnliche Grabstätten, die bis heute bei Nazis beliebt sind.
Nach 1945 übernahm eine Neugründung den Fortbetrieb. Der 1948 gegründete Verein knüpfte an vorherige Zeiten an. Schließlich wollte die Struktur “für (…) Mitglieder und alle freigläubigen Deutschen” eine “würdige letzte Ruhestätten (…) errichten”. Alfred Manke prägte das Vereinsleben. Der rechte Verleger aus Bassum war 17 Jahre Vorsitzender der Gruppierung. Als Gründungsmitglied der NS-Nachfolgepartei NPD, für die er zum Bundestag kandidierte, erreichte Manke eine größere Bekanntheit in der Öffentlichkeit.
Ab 2008 leitete der damalige Waldorflehrer Wolf-Dieter Schröppe den Verein, der seine eigene Geschichte verharmlost. Als eine Tageszeitung seinen Namen nannte und Schülerinnen ihren Lehrer beim Googeln entdeckten, distanzierte sich die esoterische Erziehungsanstalt. Sie wies 2015 aber darauf hin, dass sich ihr Weggefährte im “schulischen Bereich nichts zuschulden kommen lassen” habe. Den Vereinsvorsitz übernahm unterdessen ein Jurist aus Berlin.
Legenden der Ludendorffer
Wer sich auf den Friedhof im Grünen begibt, findet nur wenige Informationen zur Anlage. Es gibt eine kleine Tafel, die Besuchende am Zentrum der “Ahnenstätte” entdecken. An einem kleinen Häuschen, das zu anderen Zeiten als Treffpunkt für trauernde Völkische dienen mag, liegen zudem dürftige Handzettel aus.
Die Verantwortlichen, die diese vierseitige Verharmlosung und die inhaltlich ähnliche Tafel schufen, verdrehen historische Tatsachen. Ihre fotokopierte “Kurzchronik” zur “Ahnenstätte Hilligenloh” erzählt die angebliche Geschichte des Areals anhand von “alten Akten, privaten Schriftstücken und mündlichen Überlieferungen”. Um die historischen Wahrheiten, die die Betreibenden verharmlosen, drücken sich die Ausführungen herum.
Erst im sechsten Absatz erfahren Interessierte von den “Ludendorffanhängern”, die den “Deutschvolkfriedhof”, der in der verharmlosenden Verteidigungsschrift der Verantwortlichen zum privaten Projekt mutiert, zwischen 1931 und 1932 errichteten. In den folgenden Absätzen verstecken sich wenige historische Fakten, wobei eine kritische Einordnung weitgehend ausbleibt. Stattdessen bezieht sich die entlastende Erzählung auf norddeutsche Mitglieder des völkischen “Tannenbergbund” (TB), die ihren antisemitischen Schirmherren für die geplante “Ahnenstätte” bei Oldenburg mobilisierten.
“Offenbar wegen seines großen Ansehens setzte General Ludendorff die Genehmigung auch durch”, heißt es in der beschönigenden Beschreibung, die den autoritären Militaristen, der sich wenige Jahre nach seiner Militärdiktatur mit Hitler im Putschen probierte, in bestes Licht rückt. Dass dieser Menschenschinder, der sich insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg einem esoterischen Antisemitismus hingab, für eine spezifische Form des deutschen Wahns steht, benennt das beschönigende Schriftstück der “Ahnenstätte” nicht. Stattdessen verwandelt der Verein den “Apostel einer völkisch-antisemitischen Ideologie” in eine antifaschistische Figur.
Spielart des Antisemitismus
Mit antisemitischen und rassistischen Veröffentlichungen führten die Ehefrau, Mathilde, und ihr Ehemann, Erich, einen Kampf gegen “überstaatliche Mächte”, wobei sie sich auf typische Grundlagen wie die “Protokolle der Weisen von Zion” beriefen. Diverse Freimaurerlogen, die katholische Kirche sowie die kommunistische Weltbewegung und der Jesuitenorden hätten sich, so phantasierten die Ludendorffs, mit mächtigen Jüdinnen und Juden verbunden, um die Welt zu beherrschen. Das Ehepaar versuchte sich an einer stetigen Aktualisierung ihres verschwörungsideologischen Antisemitismus.
Die Witwe verschnulzte diese Inhalte auch viele Jahrzehnte nach dem Tod des Gatten, der 1937 verstarb. Das deutsche Märchen, bei dem germanische Lichtgestalten die jüdischen “Schacht”-Menschen besiegen, nutzte die Ludendorff auch in postnazistischen Zeiten, die dem Vernichtungskrieg und der Shoah folgten. Bis in die 1960er organisierte Mathilde Ludendorff ergebene Gefolgsleute, wobei der antisemitische Hass in ihrem “Bund für Deutsche Gotterkenntnis” weiterhin ideologischer Kitt blieb: “Ganz Westberlin sieht aus wie eine Kolonie von Israel”, hetzte ein Gefolgsmann beispielsweise in einem Text, der in einem Produkt des Ludendorff-Verlages “Hohe Warte” erschien.
Als der völkische Herausgeber, Freiherr Karg von Bebenburg, am 13. Januar 1960 wegen des antisemitischen Hetzartikels verurteilt werden sollte, war seine Schwiegermutter bereits im Rahmen der sogenannten Entnazifizierung als Hauptschuldige eingestuft worden. Dass die Schmähschrift Heinz Galinski und Joachim Lipschitz als von “Haß gegen die Deutschen berstende Juden” dämonisierte, reichte im Deutschland der Naziväter noch nicht einmal für die sechs Monate, die der Staatsanwalt forderte. Weil der Prozess gegen ihren Schwiegersohn unverständlicherweise mit einem Freispruch endete, konnte sich die deutsche Fanatikerin noch einmal freuen. Sechs Jahre später verstarb Mathilde Ludendorff.
Huldigung einer Antisemitin
Diese “Urgroßmutter des deutschen Antisemitismus” ist neben ihrem Ehepartner auf dem Neuen Friedhof in Tutzing bestattet worden. Dort steht die Villa des den deutschen Wahn erbrechenden Pärchens. Heute beheimatet dieses braune Haus den “Bund für Deutsche Gotterkenntnis”, der sich in die Tradition der Ludendorffs stellt.
Zwischen Delmenhorst und Oldenburg erhalten Gefolgsleute mit ihrer Vorfeldorganisation unterdessen die “Ahnenstätte Hilligenloh”. Teile des Vereins danken den Ludendorffs auch im neuen Jahrtausend für ihre angebliche “Aufklärung (…) über das NS-Regime”. Dafür verschweigen die Mitglieder deren Antisemitismus und ihre Verschwörungsphantasien. Die völkisch-religiöse Vordenkerin und den Militaristen verehren die Betreibenden, trotz ihrer “überholten (…) politischen Äußerungen”, mit großen Gedenksteinen.
Wer einen Moment in der Anlage verbringt, mag vielleicht völkischen Figuren begegnen, die Auswärtige misstrauisch mustern. Die Begegnung mit ähnlich gesinnten Angehörigen, die sich an einem “Sippen”–Brocken sammeln, ist möglich, was die Visite ebenfalls nicht angenehmer gestaltet. Das ungute Gefühl legt sich erst, nachdem die gespenstisch-grüne Grabanlage über den staubigen Feldweg verlassen ist.
Von der Landstraße sind es nur 750 Meter bis zur “Ahnenstätte”, die dank der bräunlichen Beschilderung, die in der postnazistischen Bundesrepublik zum Straßenbild gehört, von Reisenden rasch zu erreichen ist. Mancher Mensch, der dem deutschen Wahn verfiel, liegt dort begraben. Dass die Mathilde und Erich Ludendorff huldigende Infrastruktur des völkischen Antisemitismus auch in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts fortexistiert, beweist der Besuch dieser deutschen Anlage allemal.
Kleinstadthölle (1969)
“In Oldenburg hat das bisherige Revolutionäre Komitee (RK) Oldenburg, sich gerade in Revolutionäre Initiative (RI) Oldenburg umbenannt. Was weiter geschah, lassen wir eines der drei Mitglieder der RI lieber selbst erzählen: ‘Die Gruppe zerbrach an der Planung der ersten Aktion. Am 16.Juni sollte eine Demonstration gegen die Ausnutzung des Arbeiteraufstandes vom 17.6.1953 durch die herrschende Klasse (…) stattfinden. Ziel war das NWZ-Gebäude (…). 50 Personen am Sammelpunkt (…). Davon gehörte eine nicht unerhebliche Minderheit einer (…) rechtsradikalen Gruppe (…) an.'”
[16.06.1969: Quelle]
Schuldabwehr im Weltkriegstempel
Zum “Volkstrauertag” gedenkt die Stadt Oldenburg einer “unvergessenen deutschen Stadt im Osten”. Mit ihrem Kranz knüpft sie an die jahrzehntelange Propaganda von selbsternannten und sogenannten “Heimatvertriebenen” an, welche die lokale Geschichte nach 1945 entscheidend prägten. Der geschichtsrevisionistische “Leobschützstein”, den die Stadt jedes Jahr schmückt, verhöhnt die Opfer des Nationalsozialismus, deren Mahnmale nur einige Fußschritte entfernt gelegen sind. An einem anderen Ort, der sich ebenfalls in Oldenburg befindet, gedenkt das deutsche Bürgertum derweil dem Sterben von vorher mordenden Wehrmachts- und Reichsheer-Soldaten.
Von Inszenierungen und Idealisierungen
Zum “Volkstrauertag” versammeln sich Verantwortliche der hiesigen Zivilgesellschaft an einer weiteren Gedenkstätte, die gut zum geschichtsrevisionistischen “Leobschützstein” passt. Das im nicht weit entfernten Stadtteil Eversten befindliche Bauwerk, eine “Ringpfeilerhalle”, glorifiziert das Sterben deutscher Soldaten, die in den Weltkriegen mordeten. In der dortigen Anlage deponiert ein Mitglied vom örtlichen “Bürgerverein” jedes Jahr einen großen Kranz, um auch den gefallenen Deutschen zu erinnern, die zwischen 1939 und 1945 als Teil der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie dienten.
Das makabre Spektakel fand bis 2020 im Rahmen einer gruseligen “Gedenkfeier” statt. Derweil inszeniert die Stadt den Ort, der den hiesigen “Opfern” (!) beider Weltkriege gewidmet ist, für Besuchende. An der neben einer Autobahnausfahrt gelegenen Anlage steht daher eine “Informationsvitrine”, die der “Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg” verantwortet. Die “durch ein studentisches Projekt an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg” gestaltete Erklärung idealisiert den rötlichen Rundbau aus deutscher Vergangenheit. Ein hiesiger Historiker, Georg Götz, nutzt feierliche Worte, die der städtisch-studentische Werbetext zitiert.
Der Forscher und die “Flamme”
An der “Ringpfeilerhalle”, einem deutschen “Kriegerdenkmal” von 1925, erfahren Besuchende wegen der Studierenden und der Stadt, dass sie und die Pfeiler des Gebäudes “mit den Toten, die durch die Gedenktafeln symbolisiert werden, einen Kreis bilden”. Im zentralen Zitat schwärmt der Forscher von dem Ort, der ihm eine “ewige Flamme im Gedenken” bietet, die “Lebende wie Tote (…) im Gedenken” vereint. Indem Georg Götz das schon vor fast 100 Jahren von völkischen Kräften geforderte “Kriegerdenkmal” wie in seinem Aufsatz zum “Typus der Ringpfeilerhalle im Oldenburger Land” idealisiert, erlebt der einer Querfront aus Sozialdemokratie und rechtem Bürgertum zu verdankende Bau, der deutschen Opfermythen dient, auch in der Gegenwart eine entsprechende Überhöhung.
Das Innere der “Ringpfeilerhalle”, die laut Götz eine transzendierende Gemeinschaft aus Lebenden und Verstorbenen zusammenbringt, dominiert ein graues Kreuz, auf dem sich eine erschreckende Inschrift befindet: “Ihr Sterben war ihres Lebens größte Tat”, heißt es in der aus rötlichen Steinen gemauerten Anlage, die bis heute ihre Funktion als Stätte des deutschen Heldenkults erfüllt. Dass diese deutsche Heldenphrase sich selbst für die rechtskonservative Lokapostille nicht mit “unseren Kenntnissen über die beiden Weltkriege (…) vereinbaren” lässt, scheint vor Ort aber nicht zu stören.
Die 2019 entwickelte Darstellung der “Informationsvitrine” bezieht sich stattdessen erneut auf Georg Götz. Ihm “erscheint” (sic!) die 1953 hinzugefügte Heldenparole “heute fragwürdig”. So lehrt dieser Forscher über die völkische Phrase im “Kriegerdenkmal”. Götz schreibt nicht, dass die Parole wie nachträgliche NS-Propaganda aus postnazistischen Adenauer-Zeiten klingt.
Trauerfeiern für deutsche Täter
Auch im neuen Jahrtausend nutzen Nachfahren von NS-Soldaten ihren “offenen Rundtempel”, um dem deutschen Opfermythos mit einer Kranzniederlegung zu frönen. Zum “Volkstrauertag”, der in Deutschland zuallererst der praktischen Schuldabwehr dient, befestigt ein Mitglied vom örtlichen “Bürgerverein Oldenburg-Eversten e.V.” daher Jahr für Jahr ein großes Tannengesteck. Die Schleife gedenkt den deutschen Soldaten der Weltkriege. So heroisieren die Nachfahren in Oldenburg weiterhin Angehörige der verbrecherischen Wehrmacht.
Dass “Vereine Everstens” am “Volkstrauertag” den Soldaten der den Vernichtungskrieg praktizierenden Wehrmacht sowie den mordenden Truppen des wilhelminischen Imperialismus gedenken, unterstützen offenbar diverse Einrichtungen der deutschen Zivilgemeinschaft. In der jüngeren Vergangenheit fanden sich beispielsweise strammstehende Mitglieder der örtlichen Berufsfeuerwehr und andächtige Angehörige des städtischen “Markt-Managements” zu einer “Gedenkfeier” mit Kranzaufhängung zusammen. Die “Nordwest Zeitung” veröffentlichte eine Fotoserie, die das damalige Gedenkkollektiv in diesem “Bestandteil der Everster Stadtteilkultur” bei der Schuldabwehr zeigt.
Die Stadt und ihr Weltkriegstempel
Soldaten, die aus Stadtteilen wie Eversten oder Moslesfehn in die von Deutschland verbrochenen Weltkriege marschierten, erinnerte der “Bürgerverein” aus Eversten auch 2020, wobei die Kranzaufhängung aufgrund der Pandemie ohne “Gedenkfeier” auskommen musste. Dass die Struktur des Bürgertums im deutschen Gedenken des ersten Corona-Jahres sämtliche Bewohner des Stadtteiles vereinnahmte, die auf der rechten Schleife des deutschen Kranzes aufgeführt wurden, muss nicht verwundern. Es gibt keine Proteste gegen den militaristischen Bau, der den Stadtteil seit fast 100 Jahren verunstaltet. Stattdessen sichert die Stadt Oldenburg, die schon die Errichtung des Ungetüms teilfinanzierte, noch im 21. Jahrhundert den Erhalt des “Kriegerdenkmales”, das spätestens seit 1953 vor allem der Huldigung von gefallenen Wehrmachtssoldaten dient.